Außergewöhnliche Hilfsbereitschaft

DOKUMENTATION Rasmus Gerlach berichtet vom Kirchenasyl der Lampedusa-Flüchtlinge auf St. Pauli

Er sei als Nachbar und Freiwilliger dazu gekommen, sagt Filmemacher Rasmus Gerlach aus dem Off. Und habe beschlossen, sich dem „Projekt als Chronist mit der Kamera zur Verfügung zu stellen“. Das Projekt besteht darin, 80 der 300 afrikanischen Flüchtlinge, die im Februar in Hamburg gestrandet sind, in der St.-Pauli-Kirche unterzubringen. Das Kirchenasyl begann im Juni und ist immer noch nicht beendet. Gerlach war von Anfang an dabei. Sein Film reicht bis Mitte Oktober, als die Polizei begann mit Personenkontrollen nach den Flüchtlingen zu fahnden.

Eine vorläufige Version von Gerlachs Dokumentation „Lampedusa auf St. Pauli“ wird nun in Hamburg gezeigt. Abgeschlossen ist das Filmprojekt noch nicht: „Ich werde so lange dabei bleiben, bis das Schicksal der Flüchtlinge geklärt ist“, sagt Gerlach.

Gerlachs Film zeigt, wie die Pastoren und Gemeindemitglieder den Alltag in der Kirchen umorganisieren und dabei große Unterstützung durch die Bevölkerung im Stadtteil bekommen. Er erzählt die Geschichte von Türsteher Hotte, der aufpasst, von Frühstücksdiensten und Sprachkursen, von Fußballspielen und Politikerbesuchen. Der logistische Aufwand ist enorm. „Ohne das klassische linke St. Paulianer Lager könnten wir’s gleich knicken“, sagt Pastor Sieghard Wilm.

Immer wieder versucht Gerlach, die Flüchtlinge als Individuen in den Blick zu nehmen, fragt nach, wo sie herkommen und was sie in ihrem früheren Leben gemacht haben. Aber Gerlach kommt mit seinen Fragen nicht weiter: Die Flüchtlinge antworten einsilbig, sie erzählen von Rebellen, vor denen sie fliehen mussten und von den Überfahrten nach Lampedusa. Was davor war, erzählen sie nicht.

Damit bleibt der Film die Dokumentation der außergewöhnlichen Hilfsbereitschaft innerhalb eines besonderen Stadtteils. Rasmus Gerlach ist an diesem Thema nahe dran. Das ist einiges wert. Aber es ist doch die Perspektive eines selbst beteiligten Unterstützers – und nicht die eines Journalisten, der etwas erfahren will.  KLAUS IRLER

Vorführungen in Hamburg: 17. 11., 18 Uhr, 3001 Kino; 26. 11., 20 Uhr, Lichtmess; 8. 12., 17 Uhr, B-Movie; 13. 12., 21 Uhr, Zinnschmelze