: Migranten aus dem Süden demonstrieren
Latino-Organisationen protestieren gegen Bush. Für heute ist eine Demonstration vor dem Kapitol geplant
WASHINGTON taz ■ Die Reaktionen auf die Ankündigungen des US-Präsidenten George Bush unter den Latino-Migranten ist verhalten. Während die Organisationen, die seit April mehrmals landesweite Demonstrationen für die Reform der Einwanderungsgesetze organisierten, weiter politischen Druck auf Kongress und Administration ausüben wollen, versuchen einzelne Comunity-Sprecher Bushs Fernsehansprache eher positiv zu bewerten.
„Ich hoffe, dass sich Bush durchsetzen kann mit dem Vorschlag eines Gastarbeiterprogramms“, sagt Luz Corcuera, Vorsitzende des Latino Commmunity Networks im Bezirk Manatee in Bundesstaat Florida. „Ich mache mir aber Sorgen, dass das Thema Immigration emotional so aufgeladen ist, dass es einen vernünftigen Kompromiss und eine Reform des Einwanderungsgesetzes unmöglich machen wird.
Bushs Rede sei lediglich die müde Auflage einer stets gehaltenen Rede, wenn es in Washington um Budgetfragen und Grenzsicherheit geht, meint hingegen John Trasvina, Präsident der mexikanisch-amerikanischen Anwaltsvereinigung und eines Latino-Bildungsfonds. „Sie sagen schon seit Jahren, dass sie mehr Personal und mehr Technologie an der Grenze einsetzen wollen. Das ist falsche Politik.“
Vor allem Community-Sprecher in den grenznahen US-Bundesstaaten sind besorgt über den geplanten Einsatz der National Guard. „Die Stimmung in den Latino-Gemeinden wird sich verschlechtern“, ist Peter Munoz, Sprecher einer Gemeinde im Beziek Dane im Bundesstaat Texas, überzeugt. „Es wird Angst geben.“ Munoz ist der Ansicht, dass der Bush-Kompromiss die Krise der Einwanderungspolitik nicht lösen wird, „da die bestehenden Einwanderungsgesetze nicht ordentlich angewendet werden“.
Um ihrer Stimme bei den anstehenden Kongressverhandlungen mehr Nachdruck zu verleihen, planen Koalitionen von Latino-Organisationen, Kirchen und Gemeinden, die in den letzten Wochen bereits landesweite Großdemonstrationen mit bis zu einer Million Teilnehmern auf die Beine stellten, weiter zu protestieren. Für heute kündigten sie eine Demonstration vor dem Kapitol in Washington an. ADRIENNE WOLTERSDORF