BND-Spitzel-Skandal
: Schlechter Krimi

„Bitte nicht am Telefon“, diese Aufforderung gehört zum Journalistenhandwerk, wenn es um vertrauliche Informationen geht. Eine Vorsichtsmaßnahme, deren tiefere Notwendigkeit sich jetzt enthült. Denn der Bundesnachrichtendienst hat – legal, illegal, scheißegal – über Jahre hinweg Reporter und Redakteure so systematisch ausgespäht, wie das bislang nur in schlechten Krimis zu sehen war.

Kommentar von Marco Carini

Die Spitzel-Praxis des BND, die sich in in nichts von Stasi-Methoden unterscheidet, löst besonders in der Medienmetropole Hamburg zu Recht helle Empörung aus. Pressefreiheit ist ohne Informantenschutz so wenig denkbar wie ohne die vertrauensvolle Zusammenarbeit unter Kollegen. Die Ausforschungsaktivitäten des BND sind deshalb unbestreitbar ein Anschlag auf die Pressefreiheit. Rechtswidrig wäre der – allerdings noch unbewiesene – Lauschangriff auf unbescholtene Autoren. Widerwärtig aber ist das bereits eingeräumte gezielte Ansetzen von Kollegen auf Kollegen – Erich Miehlke lässt grüßen.

Es reicht nicht, wenn nun feierlich Besserung gelobt und Abhilfe versprochen wird. Die Drahtzieher dieser Affäre, für die niemand verantwortlich sein will, müssen ermittelt und abgelöst werden. Halbherzigkeit ist da fehl am Platz. Denn die Freiheit des Wortes lässt sich nur durch Taten verteidigen.