Japan beschließt Empfangsritual für Besucher
Fingerabdrücke am Flughafen, biometrische Kameras in der U-Bahn – Japan folgt beim Antiterrorkampf den USA
TOKIO taz ■ Japan begrüßt seine Besucher künftig mit einem erkennungsdienstlichen Erfassungsritual. Wie in den USA sollen Ausländern ab 2009 die Fingerabdrücke genommen werden. Ergänzt wird das Besucherdossier mit einem Foto.
Das japanische Oberhaus billigte gestern eine entsprechende Änderung des Einwanderungsgesetzes. Politiker der regierenden Liberaldemokraten betonten, die Maßnahmen richteten sich gegen Terroristen. Japan sei als enger Alliierter der USA gefährdet. Die Gegner der Vorlage hatten vergeblich argumentiert, eine solche Behandlung von Ausländern bei der Einreise sei diskriminierend und schade dem Ansehen des Landes.
„Japan steigert sich in eine Terrorhysterie“, befürchtet Takashi Kawamura von den oppositionellen Demokraten. Ihn stört, dass im öffentlichen Raum immer mehr Überwachungskameras installiert werden. Ein besonders leistungsfähiges Gerät ist probehalber an der U-Bahn-Station Kasumigaseki in Tokios Regierungsviertel montiert. Jeden Mittag um halb zwei wiederholt sich dort ein bizarres Schauspiel: 40 Personen versammeln sich am Eingang C2 zum Gesichtserkennungstest. Dann passiert einer nach dem anderen die Fahrscheinschranke. Während die vermeintlichen Terroristen ihr Ticket in den Schlitz stecken, werden sie von einer biometrischen Kamera erfasst. Blitzschnell rechnet ein Computer die Gesichtszüge in einen Barcode um und vergleicht das Resultat mit einer Verbrecherdatenbank. Stimmen die Daten überein, löst die Maschine Alarm aus.
Ob solche biometrischen Kameras künftig in Tokio tatsächlich eingesetzt werden, steht nicht fest. Noch handelt es sich um einen Versuch, an dem sich das Transportministerium und die Eisenbahngesellschaften beteiligen. Als Testterroristen werden deren Angestellte eingesetzt. Um die Grenzen der Geräte auszuloten, tarnen sich die Passagiere mit Hüten, Sonnenbrillen und den in Japan üblichen Mundmasken. Tokios Nahverkehrssystem transportiert täglich mehrere Millionen Menschen und wäre für Terroristen ein Ziel mit maximaler Wirkung.
Rechtsanwalt Yukio Yamashita hält das Experiment mit biometrischen Kameras für unzulässig. „Es fehlt an den rechtlichen Grundlagen, auf öffentlichem Boden solche Tests durchzuführen“, sagte Yamashita gegenüber der Japan Times. Yasuhiko Tajima, Professor für Journalismus an der Sophia-Universität in Tokio, spricht von einem völlig inakzeptablen Versuch eines erster Schritts zur totalen Überwachung. Außerdem sei unklar, nach welchen Kriterien Personen in die Kategorie „verdächtig“ fielen. MARCO KAUFMANN