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Archiv-Artikel

„Manchmal unerbittlich“

DISKUSSION Beim BSJ-Jugendtag sprechen Experten über das Thema „Inklusion in Sportvereinen“

Von SCHN
Bernd Giesecke

■ 46, ist Bankkaufmann und begeisterter Läufer und seit fünf Jahren Vorstandsmitglied der Bremer Sportjugend (BSJ).

taz: Herr Giesecke, Inklusion an Schulen ist in Bremen ein großes Thema – in Sportvereinen auch?

Bernd Giesecke: Zu wenig jedenfalls. Viele Vereine sagen, sie hätten bereits Behindertensportgruppen, aber genau das wollen wir ja eben nicht, sondern wir wollen, dass die Menschen gemeinsam Sport treiben. Im Kinder- und Jugendbereich wird da auch schon einiges angeboten: es gibt Leichathletik-, Tischtennis- oder Laufgruppen ...

Inklusion muss auch finanziert werden; wie machen Sie das?

Natürlich brauchen auch wir dafür zum Beispiel zusätzliches Personal. Vereine wie die Lebenshilfe oder der Martinsclub unterstützen uns da bereits und stellen Mitarbeiter. Der Martinsclub hat auch schon selbst eine Laufgruppe auf die Beine gestellt. Trotzdem: uns fehlen Leute, auch welche, die sich bereitfinden, ehrenamtlich zu arbeiten. Zum Beispiel im Fahrdienst, damit Kinder nach dem Sport auch wieder nach Hause kommen.

Wie hoch ist im Sport die Akzeptanz von nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen gegenüber Kindern mit Behinderungen?

Manchmal akzeptieren sie sich vorbehaltlos, manchmal sind sie unerbittlich – so wie Kinder das oft sind, in vielen Bereichen. Da hängt viel an guten Trainern und Gruppenleitern.

Aber ist gerade bei Mannschaftssportarten nicht auch der Ehrgeiz da, unbedingt gewinnen zu wollen?

Klar, und da muss man auf einiges achten, aber das muss man ja sowieso. Beim Staffellauf zum Beispiel sollte der einzige Läufer mit Behinderung nicht unbedingt als letzter laufen, sondern als zweiter, damit der erste gut vorlegen und der dritte eventuell verlorene Zeit wieder einholen kann. Und beim Fußball haben wir zum Beispiel bei den Special Olympics gemerkt, dass Fair Play da viel höher gehalten wird.

Wird da weniger gefoult?

Nein, es wird genauso gespielt wie sonst auch. Aber nach dem Spiel entschuldigen sich die Spieler bei denjenigen, die was abbekommen haben – das ist ja sonst eher nicht der Fall.Interview: SCHN

19 Uhr, Bürgerzentrum Neue Vahr