SEELE, MELANCHOLIE & AVANTGARDE
: Schnell ins Konzert!

Andreas Schnell

Es geht ja doch: ein bunter Konzertstrauß gegen die Kälte! Heute Abend (Samstag) zum Beispiel spielen H.D.Q. in der Friese wärmenden Punk mit Seele. Die Älteren mögen sich noch erinnern: Bevor Leatherface Ende der Achtziger zur Konsensband für reife Punks geworden waren, vergnügte sich deren Gitarrist Dickie Hammond bei ebenjenen H.D.Q., die in der zweiten Hälfte der Dekade den britischen Punk mit den Einflüssen neuerer Bands wie Hüsker Dü und Dag Nasty vertraut machten. Vorher wollen Ämbonker aus München rauen Hardcore-Punk zum Besten geben, wohl kaum vor 21.30 Uhr. Wer es lieber mit deutschen Texten und/oder mit düsterer Weltsicht mag, kann ja zu den Fliehenden Stürmen gehen, die in etwa zur gleichen Zeit im Magazinkeller im Schlachthof auftreten.

Der Sonntag lädt an den gleichen Ort ein Stockwerk höher: In der Kesselhalle tritt die in Bremen wohlbekannte kanadische Sängerin Holly Cole auf. Anlass ihrer aktuellen Tournee ist ein neues Album mit dem Titel „Night“, überdies erschien beim Bremer Label „Tradition & Moderne“ ein Live-Album mit DVD – im Sommer erhielt sie den Ella-Fitzgerald-Preis des Jazz Festivals in Montréal. Zu feiern gibt es also. Wobei ihre Musik ja dann doch eher melancholisch stimmt.

Am Mittwoch gibt es in Bremens kleiner, aber feiner Stoner-Rock-Hochburg, dem Römer, gegen 20 Uhr ein Wiederhören mit Monkey 3, die das aufgreifen, was die tollen 35007 einst leider liegen ließen: schwerer instrumentaler Rock mit Morricone-Anleihen, vielleicht nicht in jeder Sekunde so elegant wie 35007, aber durchaus hörenswert. Fragilere Klänge gibt es am gleichen Abend in der Music Hall in Worpswede. Dort tritt Sophie Hunger auf, die ihre mit einigermaßen bemerkenswerter Nonchalance zwischen Pop, Folk und Jazz schillernde Musik ab 20 Uhr dort vorstellt. Und schon am nächsten Abend ist eine weitere spannende Stimme in der Gegend: Am Donnerstag um 20 Uhr gibt sich in der Schwankhalle die Sängerin Cibelle die Ehre. Deren Musik ließe sich annähernd als elektronischer Pop mit Avantgarde-Ambitionen nennen, ausgeklügelte Beats und abgefeimte Stimmbearbeitungen, die den Verlockungen des Tanzbodens nicht völlig abgeneigt sind, aber ihnen nur nachgeben, wenn’s der Sache dient.