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Archiv-Artikel

„Das ist lächerlich“

STREIK Die Ärzte der kommunalen Kliniken demonstrieren für eine bessere Bezahlung

Von MNZ
Heidrun Gitter, 49

■ ist stellvertretende Landesvorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund

taz: Frau Gitter, wie viele Klinikärzte sind derzeit in Bremen im Ausstand?

Heidrun Gitter: Wir haben über 600 Betroffene an fünf Standorten. Wir nennen auch aus politischen Gründen keine genauen Zahlen – um es unserem Arbeitgeber nicht zu leicht zu machen. Die Kapazitäten für Wahleingriffe haben wir etwa um die Hälfte heruntergefahren.

Sie wollen fünf Prozent mehr Lohn und eine bessere Bezahlung der Bereitschaftszeiten, die Arbeitgeber haben 2,9 Prozent mehr angeboten …

… aber für eine Laufzeit von drei Jahren. Das ist lächerlich.

Da hätte man sich doch in Verhandlungen einigen können.

Das stimmt nicht. Es gibt kein offizielles Angebot der Arbeitgeber, nur Gespräche. Aber es gibt offensichtlich politische Gründe, sich nicht auf den von uns skizzierten Lösungsvorschlag zu einigen.

In der Öffentlichkeit hat man für Ärztestreiks nicht immer Verständnis.

Ich habe selbst mehrere Operationen verschoben – aber noch nichts Negatives gehört. Das war 2006 beim letzten Ärztestreik anders. Es wird immer Leute geben, die das nicht nachvollziehen können. Die meisten finden das aber gerechtfertigt. Die Patienten merken ja, das einige Ärzte im Nachtdienst schon auf dem Zahnfleisch gehen. Die bekommen dafür aber kaum zusätzliches Geld. Die Ärzte sind erschöpft und stinksauer, dass sie für ihre so berechtigte und maßvolle Forderung erst auf die Straße gehen müssen. Ein Streik ist ja unwirtschaftlich. Und: Es wird eine Einigung geben müssen.

Was kostet der Streik?

In einer in etwa vergleichbaren Klinik in Dortmund hat der Streik 2006 etwa 1.000 Fälle und drei Millionen Euro gekostet.

INTERVIEW: MNZ

Demo: 10.30 Uhr, ab Klinikum Bremen-Mitte. Abschlusskundgebung: 13 Uhr, Marktplatz