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Archiv-Artikel

Schuss klang wie ein Schuss

PROZESS Laut Zeugen mussten Mitangeklagte die Todesschüsse von Schönfließ erkennen

Im Prozess um die Todesschüsse eines Polizisten auf den Neuköllner Dennis J. in Schönfließ haben Zeugen die Glaubwürdigkeit der Angeklagten infrage gestellt. Ein 40-jähriger Polizist, der in der Nähe des Tatorts wohnt, sagte am Dienstag, er habe am Silvesterabend 2008 die Schüsse aus Erfahrung sofort als solche erkannt. Zwei mitangeklagte Polizisten hatten ausgesagt, sie hätten die Schüsse ihres Kollegen für Silvesterböller gehalten.

Die beiden Polizisten sind wegen versuchter Strafvereitelung angeklagt. Sie sollen ihren Kollegen, der den 26-jährigen Kleinkriminellen erschoss und wegen Totschlags angeklagt ist, mit falschen Aussagen geschützt haben. Einer von ihnen sagte, er kenne Pistolenschüsse nur durch Kopfhörer vom Schießstand her. Der andere saß im Auto und hörte nach eigenen Angaben nichts.

Eine weitere Polizistin, die an dem Abend im Berliner Polizeirevier saß, gab auf mehrfaches Nachfragen des Richters zu, auch sie habe am Telefon die Geräusche als Schüsse erkannt. Einer der Mitangeklagten hatte sie kurz vorher angerufen, um ein Nummernschild zu überprüfen.

Laut Anklage versuchten die drei Polizisten, J. vor dem Haus seiner Freundin festzunehmen. Der Hauptangeklagte rüttelte laut Staatsanwaltschaft am Auto und schoss dann durch die Seitenscheibe. Die Kugel blieb in J.s Lunge stecken. Trotzdem startete dieser den Motor, fuhr vor und zurück und rammte parkende Autos. Der Polizist feuerte noch siebenmal, der Angeschossene verblutete am Steuer. (dpa)