: BP übt weiter Lochstopfen
ÖLPEST Der Konzern versucht, Schlamm und Zement in das Leck im Meeresgrund zu füllen, aus dem Öl in den Golf von Mexiko sprudelt. Der US-Kongress will die Ölsteuern erhöhen
WASHINGTON apn/afp/rtr | Nachdem der Ölkonzern BP seit fünf Wochen daran scheitert, das Ölleck im Golf von Mexiko zu schließen, unternimmt das Unternehmen vermutlich am heutigen Mittwoch einen neuen Anlauf. Wieder soll dabei eine Methode zum Einsatz kommen, die bislang noch nie im Meer ausprobiert wurde. Bei dem als „Top Kill“ bezeichneten Verfahren sollen schwerer Matsch und Zement in das Bohrloch geschossen werden. BP-Chef Tony Hayward bewertete die Erfolgschance mit 60 bis 70 Prozent.
Der Kampf gegen die Ölpest kann nach Einschätzung der US-Küstenwache ohne BP kaum gewonnen werden. Die US-Regierung verfüge weder über das notwendige Fachwissen noch über die erforderliche technische Ausrüstung, um das Bohrloch zu schließen, sagte der Chef der Küstenwache, Thad Allen. Drohungen von Innenminister Ken Salazar, BP notfalls die Federführung in der Bekämpfung des Unglücks zu nehmen, bezeichnete er als „metaphorisch“.
Als Reaktion auf das Desaster bereitet der US-Kongress die Erhöhung der Ölsteuer vor. Nach den Plänen könnte die Abgabe auf 32 Cent pro Barrel steigen, dies wäre eine Vervierfachung. Über einen Zeitraum von zehn Jahren könnten so etwa elf Milliarden Dollar (rund neun Milliarden Euro) zusammenkommen. Das Geld soll in einen von der Küstenwache verwalteten Fonds fließen, der für die Kosten von Reinigungsaktionen in Wasserwegen aufkommt. Unterdessen können Louisiana, Mississippi und Alabama ihre Fischereiindustrie mit Bundesmitteln unterstützen. Dazu wurde für die Fischerei der drei Bundesstaaten, in denen sie einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt, der Notstand ausgerufen. Unklar ist zunächst, wann und in welcher Höhe Gelder an die Bundesstaaten fließen.
Die Kosten für die Eindämmung der Ölpest und die Entschädigung von Küstenbewohnern belaufen sich nach Angaben von BP schon jetzt auf 760 Millionen Dollar (608 Millionen Euro). Die endgültigen Kosten seien noch nicht abzuschätzen, erklärte der Konzern am Montag. Aktionäre haben BP wegen der finanziellen Konsequenzen der Katastrophe verklagt. „Das Deepwater-Desaster hat für BP und seine Tochtergesellschaften finanzielle Konsequenzen, die sich auf Milliarden Dollar belaufen. Diese beinhalten die Haftung für den Schaden an Eigentum, kommerziellen Interessen und an der Tierwelt“, heißt es in einer am Montag im US-Bundesstaat Delaware veröffentlichten Klageschrift.
Experten gehen davon aus, dass bereits über 40.000 Tonnen Öl ausgetreten sind, mehr als bei der bislang schwersten Ölkatastrophe in der Geschichte der USA, dem Untergang des Öl-Tankers „Exxon Valdez“.