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Archiv-Artikel

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Freitag wird am U-Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz (10 Uhr) gegen „die Aufstellung der RSU-Soldaten“ demonstriert. RSU? Ist das eine Abkürzung für einen Panzer, ein Flugzeug, eine andere Waffengattung? Nein, das sind die „Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräfte“ der Bundeswehr, rund 4.000 Reservisten und Reservistinnen, die dem deutschen Volke dienen, und zwar ausschließlich dann, wenn es bedroht ist durch die Umwelt, also bei Hochwasser, Sturm, Atomkraftwerksunfällen und sonstigen Katastrophen. Bereits seit Längerem wird die Bundeswehr im Inland herangezogen, wenn es gilt, Deiche zu stabilisieren und verirrte niedliche Opas von Bäumen zu holen … – und so macht die Bundeswehr selbstverständlich auch Werbung für sich und ihr eigentliches Betätigungsfeld, nämlich das Kriegführen. Genau darauf wiederum wollen die Demonstrant_innen aufmerksam machen, das ist gut so, allerdings: Inwieweit wird dieser Protest verfangen? Sollten die Ziele des Protestes nicht etwas genauer definiert sein? Oder nimmt die Parole „Krieg beginnt hier – Widerstand auch!“ eh schon alle mit? Ich fürchte nicht.

Am Samstag wird es in der Kirche von Unten (Kremmener Str. 9, 20 Uhr) ein Konzert geben, bei dem sich alle möglichen hiesigen Musikmacher_innen, unter anderem der Singende Tresen und Wundabunta Straßenpunk, singend und klingend auf der Bühne betätigen, um Geld für den „Refugee Strike Berlin“ zu sammeln. Runde Sache das.

Am Dienstag Wird in der B-Lage (Mareschstraße 1, 19.30 Uhr) auf Einladung der umtriebigen Gruppe FelS (Für eine Linke Strömung) der eh sehr lobenswerte Autor Ingo Stützle die Konzepte erklären, anhand deren die deutsche Vormachtstellung im europäischen Wirtschaftsraum entstehen und gehalten werden konnte, Konzepte also, die er bereits in seinem jüngst erschienen und viel gelobten Buch „Austerität als politisches Projekt. Von der monetären Integration Europas zur Finanzkrise“ erklärt hat. Anschließend wird das von ihm in den Raum Gestellte im Rahmen eines „offenen Kneipenabends“ diskutiert und da bei sicherlich das ein oder andere Bier verzehrt.

Am Mittwoch schließlich wird in der Baiz (Christinenstraße 2, 19 Uhr) im Rahmen der A-Laden Experience über Räte und „räteähnliche Strukturen“ gesprochen – von denen es, so behaupten es die Veranstalter_innen, in der Linken vornehmlich falsche Ansichten aufgrund von bedauerlichen Missverständnissen gäbe. Räte können aber so toll sein! Und ganz doll nachhaltig wirken, wie die Geschichte – äh, öhm, tja – erweist. Nun ja, das jedenfalls soll nun allen, die da kommen, vermittelt werden.