SPD im Norden : Der Herr der Fliege
Es ist zwangsläufig, dass Ralf Stegner der Sozialdemokratie in Schleswig-Holstein wieder auf die Beine helfen will. Und das auch soll. Der einstige Kronprinz von Heide Simonis strebt nach der Spitzenkandidatur 2010. Auf die Frau mit den Hüten folgt der Herr mit den Fliegen. Wer sonst.
Kommentarvon Sven-Michael Veit
Am Ende der fetten Jahre steht der profilierte Nachwuchs bei der SPD nicht gerade Schlange. Den personellen Neuanfang nach der Ära Engholm/Simonis vermag Stegner durchaus glaubwürdig zu verkörpern. Ein gewiefter Taktierer ist er ohnehin, Pragmatismus und Karrierebewusstsein spricht ihm auch niemand ab. Zurzeit zumindest ist Stegner ohne Konkurrenz in Kiel.
Klar ist dabei, dass der Landesvorsitz nur ein Zwischenschritt ist. Der Mann will gestalten, und wenn er der SPD diese Chance wieder erarbeiten sollte, wird die ihn auch nur zu gerne lassen. Einer für die sozialdemokratische Seele aber ist Stegner nicht.
Dem kühlen Kopfmenschen, der sich das Etikett des emotionalen Raubeins redlich erworben hat, fehlt es am typisch sozialdemokratischen Stallgeruch. In der Partei gilt das noch immer als Mangel. Sie wird es ertragen. Und wenn Stegner 2010 Ministerpräsident sein sollte, holt sie sich einen Vorsitzenden zum Herzerwärmen.
Der erklärt ihr dann, warum eine Regierung nicht immer machen kann, was die Partei beschlossen hat.