„Ein Blick in die Köpfe“

BREMEN-PREMIERE In der Stadtwaage wird die Suite Nr. 1 für Halldorophon solo uraufgeführt

■ 32, ist Master in Kunst- und Kulturvermittlung und Assistentin der künstlerischen Leitung des Künstlerhauses am Deich.

taz: Frau Landgraf, wieso veranstaltet das Künstlerhaus ein Konzert in der Stadtwaage?

Marita Landgraf: Erstmal ist es kein reines Konzert: Es gibt auch eine Videopräsentation, Performance und Improvisation. Aber der Ausgangspunkt war das große Interesse an unseren Atelierbesuchen. Daran haben wir angeknüpft …

mit einem Abend in der Stadtwaage?!

Es ist ein bisschen komplexer: Die Neugier auf die Ateliers haben wir als Interesse an der Arbeitsweise der KünstlerInnen verstanden. Unser neues Format reagiert darauf – aber mehr als Blick in die Köpfe der KünstlerInnen: Sie laden jemanden ein, der für ihre Arbeit derzeit wichtig ist.

Und die Malerin Sibylle Springer …

…hat den Isländer Halldór Úlfarsson eingeladen. Der ist zwar bildender Künstler, arbeitet aber sehr viel mit Musik.

Und er hat das Halldorophon erfunden. Bloß was ist das für ein Instrument?

Es basiert auf dem klassischen Cello – ist also ein Saiteninstrument mit Resonanzraum aus Holz. Es hat aber eine andere Form und vor allem ein elektronisches Feedbacksystem.

Was ist das?

Das ist eine kleine Box direkt am Griffbrett, die auf Schwingungen reagiert, sie moduliert und dann wiedergibt – was dann die Saiten neu zum Schwingen bringen kann.

Also ein Kreislauf?

Ja, und ein Zufallselement, das sich an- und abschalten lässt.

Und das Stück?

Als Springer Úlfarsson eingeladen hatte, hat der wiederum den Komponisten Hlynur A. Vilmarsson gebeten, etwas zu schreiben: Es ist eine Bearbeitung der ersten Bach-Suite – was augenzwinkernd daran erinnert, dass in deren Entstehungszeit das Cello eine technologische Neuerung war und als Solo-Instrument noch nicht durchgesetzt.  INTERVIEW: BES

Konzert, Video und Performance: Stadtwaage, 19 Uhr