: Der Letzte der großen drei
Die Dallas Mavericks mit dem überragenden Dirk Nowitzki schlagen die San Antonio Spurs in einer überaus spannenden Serie und treffen im Halbfinale der NBA-Playoffs auf die Phoenix Suns
VON THOMAS WINKLER
Es waren einmal drei Freunde. Drei Teamkameraden, formidable Basketballspieler allesamt. Man nannte sie, weil die Geschichte in Texas spielt und das klingt wie ein Western, „The Big Three“. Die großen drei rannten hurtig über den Platz, sie passten viel und tricksten noch öfter und schossen aus der Hüfte, dass die Körbe nur so fielen. Es war eine Freude, ihnen zuzusehen. Die drei schienen unzertrennlich. Aber weil unsere drei Helden niemals den letzten Shoot-Out gewinnen konnten, weil es nie ein Happy-End gab am Ende einer langen Saison, trennten sich ihre Wege.
Vor drei Jahren erreichten die Dallas Mavericks, ein Team, gebaut um seine drei Stars Dirk Nowitzki, Steve Nash und Michael Finley, das Halbfinale der NBA-Playoffs. Seit der Nacht zum Dienstag, seit einem 119:111-Erfolg nach Verlängerung im entscheidenden siebten Spiel gegen die San Antonio Spurs, bei denen Michael Finley mittlerweile spielt, stehen diese Mavericks wieder in der der Vorschlussrunde. Indem sie die Mannschaft, an der sie immer wieder gescheitert waren, ausgeschaltet haben, den Titelverteidiger, haben die Mavericks in den Worten ihres Trainers Avery Johnson „eine großen Schritt getan, eine hohe Hürde genommen“. Im Kampf um die Finalteilnahme ist das Team von Dirk Nowitzki nun der große Favorit gegen die Phoenix Suns um Steve Nash, die ihr siebtes Spiel gegen die Los Angeles Clippers mit 127:107 gewannen. Der zweite Finalteilnehmer wird zwischen Miami Heat und den Detroit Pistons ermittelt.
Von den Mavericks, die 2003 mit so gnadenlosem wie begeisterndem Offensiv-Basketball durch die Saison gestürmt waren, um im Halbfinale an den nüchternen Spurs zu scheitern, ist nur der 27- jährige Deutsche übrig geblieben. Denn die Geschichte dieser Mavericks ist auch eine Geschichte des Geldes und was man damit kaufen kann. Nachdem ein gewisser Marc Cuban mit einigen hundert Millionen der Milliarden von Dollar, die er während des Internet-Booms verdient hatte, die NBA-Franchise in Texas erwarb, investierte er noch einmal kräftig. Aus den bis dahin stets im Tabellenkeller herumkrauchenden Mavericks wurde ein Team, das um den Titel mitspielte, es aber aufgrund seiner löchrigen Verteidigung nie bis ins Endspiel schaffte. Also tauschte Cuban nicht nur den Coach, sondern gleich das komplette Team aus – bis auf Nowitzki. Nash ging nach Phoenix, Finley nach San Antonio. Trainer-Legende Don Nelson wurde ersetzt durch Avery Johnson, der zwar keinerlei Erfahrung als Headcoach mitbrachte, aber den unbedingten Willen, aus Dallas ein komplettes Team mit einer verlässlichen Verteidigung zu formen.
Aber trotz all dieser Umbauarbeiten hing der jüngste Erfolg am seidenen Faden: Schon jetzt gelten die sieben Spiele zwischen San Antonio und Dallas als eine der besten Playoff-Serien in der Geschichte der NBA. Bis auf die zweite Begegnung, die die Mavericks klar gewinnen konnten, wurde jedes Spiel in den letzten Sekunden oder in der Verlängerung entschieden. Die Mavericks hatten bereits mit 3:1 Siegen geführt in der Serie, bevor sie zweimal denkbar knapp verloren.
Auch im entscheidenden siebten Spiel lagen sie bereits mit 20 Punkten vorne. 23 Sekunden vor Schluss lagen sie mit einem Mal zurück: 101:104. In diesem Moment schnappte sich Nowitzki den Ball, tankte sich durch zum Korb, würgte den Ball durch die Reuse und wurde dabei auch noch gefoult. Der zusätzliche Freiwurf brachte den Ausgleich, die Verlängerung dann den Sieg und für den mit 37 Punkten, 15 Rebounds und 3 Assists wieder einmal überragenden Nowitzki die große Erleichterung nicht nur die widerspenstigen Spurs, sondern auch ein Vorurteil aus dem Weg geräumt zu haben: Wären die Mavericks ausgeschieden, die alte Klage wäre wieder laut geworden, Nowitzki sei zwar ein großartiger Spieler, aber keiner, der die entscheidenden Spiele gewinnen könne.
Die Erleichterung darüber, diese Last endlich losgeworden zu sein, war dem Würzburger deutlich anzusehen. Nowitzki wusste, dass es leicht „auch anders hätte ausgehen können“ und dass sein Team schlussendlich „ein bisschen Glück“ nötig hatte. „Ein wenig besorgt“ sei er schon gewesen, als man den großen Vorsprung verspielt hatte: „Ich dachte, dass diese großartige Saison, die wir bis dahin gespielt hatten, den Bach runtergeht.“
Es war an Avery Johnson, zu bemerken, dass diese Saison nun nicht vorbei ist. Der ungewohnt aufgeräumte Disziplin-Fanatiker stellte fest: „Es geht wieder an die Arbeit.“ Heute Nacht warten im ersten Spiel der Halbfinal-Serie die Phoenix Suns. Es wartet Steve Nash, der unlängst zum zweiten Mal zum wertvollsten Spieler der NBA gewählt wurde, es wartet der nächste ehemalige Freund und Kollege auf Nowitzki. Es wartet der vorerst letzte Showdown in der Saga von den großen drei.