über handke und heine (2)
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Christoph Stölzl hat im Deutschlandradio gesagt, Handke sei nicht sein Kandidat gewesen, und die anderen heißen Kandidaten in der engeren Auswahl kann man jetzt auch überall nachlesen: Irene Dische, Amos Oz, Marcel Reich-Ranicki, Dieter Forte. Klingende Namen, würdige Preisträger also, und selbst wenn man von der Literatur Handkes viel weiß, so müsste ja das eine oder andere Jury-Mitglied schon einmal von Handkes Haltung zu Serbien und Milošević gehört haben, um da nicht einfach draufloszupreisen. Stölzl berichtet weiter, die Entscheidung sei mit einer Stimme Mehrheit sehr knapp ausgefallen, und die Frage, ob der politische Handke von dem Schriftsteller Handke zu unterscheiden sei, habe eine große Rolle gespielt: „Eigensinnig wie Heine verfolgt Peter Handke in seinem Werk seinen Weg zu einer offenen Wahrheit“, so die Jury, rücksichtslos setze er seinen poetischen Blick „gegen die veröffentlichte Meinung und deren Rituale“. Offene Wahrheit klingt gut, eigene Wahrheit klingt besser, vielleicht gibt es auch nur selten eine „Wahrheit“. Fakt ist, dass eine Jury entschieden hat und sich eine Begründung überlegt hat. Es mutet eigentümlich an, egal wie man zu der Entscheidung steht, wie die Jury nach und nach von ihrer Entscheidung abrückt. Oder hat Sigrid Löffler die Begründung für die Preisverleihung ganz allein geschrieben? Peter Handke ist es egal, entgegen früheren Verlautbarungen, nie wieder einen Preis anzunehmen, freut er sich und will er den Heinrich-Heine-Preis am 13. Dezember in Düsseldorf auch in Empfang nehmen.