„Das ist ziemlich wenig“

GELD Die „Zukunftsfähigkeit der Bremer Hochschulfinanzierung“ steht zur Debatte

■ 26, studiert Politikwissenschaft und war bis 2012 der Finanzreferent des Asta an der Universität Bremen.

taz: Herr Cloppenburg, bessert sich die finanzielle Lage der Hochschulen mit der neuen Großen Koalition in Berlin?

Jan Cloppenburg: Kinderkrippen, Tagesstätten, Schulen und Hochschulen sollen indirekt sechs Milliarden Euro mehr vom Bund bekommen. Das ist ziemlich wenig, um all das sinnvoll zu finanzieren, wenn man bedenkt, dass die Hochschulen in vielen Ländern, auch in Bremen, schon ziemlich unterfinanziert sind. Das zusätzliche Geld wird vorne und hinten nicht reichen. Laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wären pro Jahr 50 Milliarden Euro zusätzlich nötig.

Dabei ist die Bremer Uni doch schon exzellent ...

Der Exzellenz-Titel bringt befristet und punktuell ein paar Millionen, löst die strukturelle Unterfinanzierung aber nicht. Für die Uni ist er mehr das rettende Ufer, damit sie nicht so stark zusätzlich gekürzt werden kann. Und um den Titel zu bekommen, haben sie erst mal mehrere Millionen Euro Defizit angehäuft.

Wie ließe sich das Problem grundsätzlich ändern?

Indem man das Kooperationsverbot aufhebt, das es dem Bund verbietet, Hochschulen unmittelbar und strukturell zu finanzieren. Ich verstehe nicht, warum die Politik sich darauf nicht einigen kann: Die SPD fordert das schon lange, die Union schien nicht grundsätzlich dagegen zu sein. Doch im Koalitionsvertrag steht trotzdem nur ein Prüfauftrag.

Gibt es denn mehr Geld, nur weil der Bund zuständig ist?

Das Kooperationsverbot wurde erst 2006 eingeführt – weil die Länder die Bildungs- und Hochschulpolitik als ihre ureigenste Kompetenz erachten. Nun merken sie: Sie sind zwar unabhängig, können das aber nicht bezahlen. Solange das Kooperationsverbot besteht, lässt sich das Problem nicht vernünftig lösen – die Schuldenbremse fängt ja erst an zu greifen.  INTERVIEW: JAN ZIER

Diskussion: 15.30 Uhr, Martinsclub, Buntentorsteinweg 24–26