: Rücktritt gefordert
Hunderte Osttimorer demonstrieren in Dili gegen Regierungschef. Lage auf den Straßen beruhigt sich
DILI ap/afp/dpa ■ Mit einem verzweifelten Aufruf zur Ruhe hat sich der Präsident Osttimors, Xanana Gusmão, an die Bevölkerung gewandt. Gusmão sprach in einer Pause während der Krisensitzung, zu der er mit Regierungschef Mari Alkatiri zusammengekommen war, vor dem Präsidentenpalast in Dili zu den Bürgern: „Setzen Sie keine Häuser in Brand, üben Sie keine Gewalt aus.“ Hunderte Menschen forderten den Rücktritt des Regierungschefs. „Alkatiri ist ein Terrorist! Wir werden ihn töten! Es lebe Gusmão!“, riefen sie.
Seit Beginn der Ausschreitungen in der vergangenen Woche kamen nach Ärzteangaben in Dili mindestens 20 Menschen ums Leben. Rund hundert zum Teil bewaffnete Jugendliche stürmten gestern Morgen in Dili erneut ein Lebensmittellager des UN-Welternährungsprogramms und stahlen Säcke mit Reis. Die schweren Unruhen in Osttimor haben zu einer Massenflucht der Zivilbevölkerung geführt. Jeder zehnte Bewohner – bis zu 100.000 Menschen – sei aus den Städten und Dörfern geflohen, schätzte die neuseeländische Regierungschefin Helen Clark gestern unter Berufung auf Angaben von Diplomaten vor Ort.
Den zur Beruhigung der Lage ins Land geschickten internationalen Truppen gelang es gestern, die Banden randalierender Jugendlicher in Dili zu entwaffnen, wie der australische Oberbefehlshaber, General Mick Slater, mitteilte. Seit Sonntagmittag habe es in den Vororten keine Schießereien mehr gegeben. Die Lage normalisiere sich.
Derzeit sind knapp 2.300 ausländische Soldaten in Osttimor stationiert. Der australische Verteidigungsminister, Brendan Nelson, forderte die osttimorische Regierung auf, seinen Soldaten Polizeibefugnisse zu erteilen, damit sie besser gegen Gewalttäter vorgehen könnten. Die neuseeländische Regierungschefin, Helen Clark, kündigte die Entsendung von 180 Soldaten an, die die ausländischen Soldaten in Osttimor unterstützen sollen, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Auch Australien will nach Informationen des britischen Senders BBC hunderte weitere Soldaten stationieren. Portugiesische Polizeibeamte werden den Chef der UN-Mission in Osttimor schützen.