OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Da wohl niemand vom insgesamt vierten „Petterson & Findus“-Zeichentrickkinofilm ein völlig neues Gesamtkonzept erwartet, ist eigentlich alles so wie immer bei den beiden von dem schwedischen Kinderbuchautor Sven Nordqvist erfundenen Figuren: Kater Findus steht exemplarisch für das wissensdurstige und abenteuerlustige Kind, das den exzentrischen Erfinder Petterson ordentlich auf Trab bringt. Wie die Vorgängerfilme erzählt auch „Kuddelmuddel bei Petterson & Findus“ (Regie: Jørgen Lerdam und Anders Sørensen) seine Geschichte(n) sehr episodisch, was einerseits die Mehrfachverwertung in Fernsehen und Kino möglich macht und andererseits wohl der vermuteten Aufmerksamkeitsspanne des anvisierten Publikums von Vorschulkindern entgegenkommt. Diesmal geht es um ein Schwimmabenteuer, den missglückenden Rollentausch zwischen Groß und Klein sowie einen Gedächtnisverlust Pettersons, den Findus durch das Erzählen vergangener gemeinsamer Erlebnisse zu beheben sucht. Wie immer ist das Universum der beiden Helden (inklusive der hysterischen Hühner, eines grantigen Nachbarn und der wie beiläufig ablaufenden Parallelwelt der trollartigen Mucklas) dabei zeichnerisch in liebenswertem Bilderbuchstil gehalten, dessen Charme man sich schwer entziehen kann. (3.–9. 6. Kulturbrauerei, 4. 6. Moviemento)
Kurz bevor die WM in Südafrika losgeht und uns das Fernsehen über Wochen hinweg mit schwiemeligem Nationalismus und substanzloser Dampfplauderei erfreuen wird, bietet der französische Film „Substitute“ noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Fußball-WM von 2006 in Deutschland. „Substitute“ ist ein gemeinschaftliches Projekt vom Entertainer Fred Poulet (er filmte das WM-Geschehen in der deutschen Provinz) und seinem Kumpel, dem damaligen französischen Fußballnationalspieler Vikash Dhorasoo, dem Poulet eine 8-mm-Kamera in die Hand drückte, um ihn ein filmisches Tagebuch führen zu lassen. Allerdings kam Dhorasoo während des Turniers lediglich 16 Minuten zum Einsatz, und der Einblick, den er in seine Enttäuschung und die gespannte Beziehung zum Trainer gibt, macht „Substitute“ zu einem Dokument des Frustes. Hochglanz sieht anders aus. (OmU, 3.–9. 6. Arsenal)
67 Jahre alt ist Werner Herzog mittlerweile, und das Comeback, das der Regisseur mit seinen letzten Arbeiten hingelegt hat, ist doch recht beachtlich. Dabei war Herzog eigentlich ja nie so ganz weg gewesen, hatte Ende der 1980er- und in den 1990er-Jahren Fernsehfilme gemacht, ehe er sich mit zum Teil brillanten Dokumentationen wieder richtig ins Gespräch brachte. Zu Letzteren gehört auch „Mein liebster Feind – Klaus Kinski“: Hier erzählt Herzog von seiner Zusammenarbeit mit dem langjährigen Star vieler seiner Filme und setzt dem egomanischen Mimen dabei ebenso ein Denkmal wie sich selbst als Kinski-Bändiger – denn uneitel ist der schwer von seinem eigenen Genie überzeugte Regisseur nun einmal gar nicht. (3. 6. Freiluftkino Insel im Cassiopeia; 5. 6. Sputnik) LARS PENNING