Missbrauch und kein Ende

CHRONOLOGIE Seit Januar werden fast wöchentlich Missbräuche und Misshandlungen in Einrichtungen der katholischen Kirche bekannt

28. Januar: Am Berliner Canisius-Kolleg der Jesuiten werden erste Verdachtsfälle bekannt. In den Wochen danach kommen bundesweit zahllose Fälle von Missbrauch und Misshandlungen durch katholische Laien, Priester und Ordensleute ans Licht.

22. Februar: Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) wirft der Kirche mangelnde Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden vor. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, kritisiert sie heftig.

25. Februar: Der Trierer Bischof Stephan Ackermann wird der bundesweite Beauftragte für Missbrauchsfälle.

21. März: Erzbichof Zollitsch räumt eine bewusste Vertuschung innerhalb der Kirche ein.

24. März: Das Bundeskabinett beschließt, den Missbrauch in Schulen und der Kirche an einem runden Tisch aufzuarbeiten.

30. März: Die katholische Kirche richtet eine Telefonhotline für Missbrauchsopfer ein. Am ersten Tag gibt es über 4.000 Anrufe.

2. April: Zollitsch räumt Fehler der Kirche im Umgang mit den Opfern ein. In den Wochen danach werden mehrere Priester wegen des Vorwurfs sexuellen Missbrauchs beurlaubt oder in den Ruhestand versetzt, so etwa in Würzburg, Hamburg, Limburg und Köln.

3. April: Ehemalige Heimkinder werfen Bischof Walter Mixa vor, sie in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen körperlich misshandelt zu haben.

12. April: Ein Sonderermittler legt seinen Bericht über Missbrauch am Kloster Ettal vor. Darin werden Misshandlungen und sexueller Missbrauch von mehr als 100 Schülern beschrieben.

21. April: Nachdem sich die ihm vorgeworfenen Prügel nicht mehr leugnen lassen, bietet Mixa dem Papst seinen Rücktritt an. Zuvor hatte ihn Zollitsch zu einer „geistlichen Einkehr“ gedrängt.

7. Mai: Die Staatsanwaltschaft leitet Vorermittlungen gegen Mixa wegen Verdachts auf sexuellen Missbrauch ein. Einen Tag später nimmt der Papst Mixas Rücktritt an. Zollitsch spricht von Chance eines Neubeginns.

11. Mai: Papst Benedikt XVI. sagt in Portugal, der größte Angriff auf die katholische Kirche komme aus der Kirche selbst.

14. Mai: Ein Sonderbeauftragter berichtet von systematischer Gewalt des Bischofs Mixa gegen Heimkinder. Die Vorermittlungen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs gegen Mixa werden jedoch eingestellt.

27. Mai: Die Beauftragte der Jesuiten für Fälle von sexuellem Missbrauch stellt ihren Bericht vor. Demnach haben sich bei ihr 205 ehemalige Schüler gemeldet, Die Vorwürfe richten sich gegen zwölf Patres. Die meisten Opfer gingen auf Schulen in Berlin, St. Blasien, Hamburg und Bonn.

2. Juni: Die Staatsanwaltschaft Freiburg ermittelt gegen Zollitsch. Der Verdacht: Beihilfe zu sexuellem Kindesmissbrauch. (dpa, taz)