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Archiv-Artikel

Jonglieren mit Zahlen

ARMUTSSTATISTIK Bürgerschaftsopposition stellt der CDU Armutszeugnis in Sachen Interpretation aus

Von VWA
Armut interpretieren

Nimmt man als Grenzwert für die Armutsgefährdung ein Einkommen in Höhe von 60 Prozent des bundesweiten Durchschnittseinkommens an, sind in Hamburg 13,1 Prozent von Armut bedroht. Bundesweit gefährdet sind 14,4 Prozent der Bevölkerung.

Zieht man als Index zur Armutsgefährdung das regionale Einkommensniveau zum Vergleich heran, landet Hamburg mit einer Quote von 16,1 Prozent auf dem vorletzten Platz vor Bremen.

Über die Auslegung der Armutsstatistik streitet sich die Bürgerschaft. Während die CDU im „Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“ ihre „großen Erfolge der Armutsbekämpfung“ feiert, wirft ihr die Opposition vor, Daten nach eigenem Gusto zu interpretieren. Aus zwei möglichen Kennziffern hätte sich die CDU die positivere herausgesucht, lautet die Kritik der Linken. „Es geht nicht darum, sich in Selbstzufriedenheit zu wiegen“, appellierte der sozialpolitische Sprecher der SPD, Dirk Kienscherf an die Regierungsparteien.

Grund für den Streit sind zwei Indizes zur Interpretation der Daten. So vergleicht das Maß, das die CDU zugrunde legt, den Anteil der von Armut gefährdeten Bürger mit der gesamtdeutschen Einkommensverteilung. Als armutsgefährdet würden demzufolge 13 Prozent der Hamburger gelten. Wohingegen in Berlin 18,7 und in Bremen 22,2 Prozent der Menschen von Armut bedroht seien. SPD und Linke ziehen zur Interpretation dagegen das regionale Einkommensniveau heran. Demnach belegt Hamburg den vorletzten Platz. „Die soziale Spaltung ist in Hamburg vor Bremen am ausgeprägtesten“, sagt Kienscherf. Wer trotzdem von einem großen Erfolg spreche, nehme die Realität nicht wahr.

Mögliche Lösungen zum Umgang mit der Spaltung zwischen Arm und Reich brachte der sozialpolitische Sprecher der Linken Wolfgang Joithe von Krosigk vor: Seit Jahren fordere die Linke eine reformierte Vermögenssteuer. Auch hätte man sich vor einem halben Jahr für kulturelle Teilhabe für alle eingesetzt. Nun aber wolle der Senat Vergünstigungen wie etwa bestimmte HVV-Tarife abschaffen. VWA