„Keine Lust auf Gala“

CHAMPAGNER! Intendant Frey wird Seebühnenkapitän – und gestaltet den Abgang angemessen prunkvoll

■ Physiker, betreibt seit 2009 den Blog theaterbremen.net.

taz: Herr Metz, hat Intendant Hans-Joachim Frey eine Gala zum Abschied verdient?

Philipp Metz: Nichts anderes wäre in Frage gekommen. Er bekommt damit ja genau das Ende, das er verdient hat: Für einen Event-Typ muss es auch zum Abschluss ein Event geben.

Dann finden Sie die Operngala gut?

Ich persönlich habe keine Lust auf Gala, und das geht wahrscheinlich den meisten so, die sich für Theater interessieren. Aber ich habe auch nichts dagegen – solange sie den Etat nicht belastet. Ärgerlicher finde ich, dass Frey mit seiner Seebühne noch nachträglich ein Bonbon zum Abgang bekommt. Darauf hätte ich gerne verzichtet.

Die arbeitet doch kostendeckend?

Da habe ich so meine Zweifel – ob da wirklich alle Kosten über die entsprechende Stelle abgerechnet werden, oder ob der personelle Aufwand nicht eben doch aus dem allgemeinen Theateretat bezahlt wird.

Aber damit war’s das ja – oder war das Frey-Intermezzo in irgendeiner Form nachhaltig?

Das befürchte ich: Die Klientel, die Frey mit seinen Events angelockt hat, diese Glamour-Bande – die kommt nicht wieder, wenn er weg ist. Für die ist das jetzt auch die Abschiedsgala. Gleichzeitig haben sich viele Kulturinteressierte inzwischen anderweitig orientiert.

Kann die das jetzige Leitungsteam nicht zurückgewinnen…?

Da bin ich mir nicht sicher, ob sie das können: In der vergangenen Spielzeit hätten die sich ja gegen Freys Theater auflehnen können. Davon war nichts zu merken. Und auch jetzt stellen sie keine Ansprüche. Die sehen sich ja selbst nur als Intermezzo. Für mich ist es jedenfalls inhaltlich noch kein Fortschritt, wenn der Chefdramaturg jetzt mit Krawatte zu den Premieren kommt, statt wie bisher im Pulli. INTERVIEW: BES

19.30 Uhr Theater am Goetheplatz. Die Gala heißt „Da capo al fine“.