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Archiv-Artikel

Neue Vorwürfe gegen US-Soldaten

Irakische Soldaten, Polizisten und Augenzeugen beschuldigen US-Truppen des Mordes. Iraks neuer Regierungschef erhebt wegen der Tötung von mindestens 15 Zivilisten in Haditha im November schwere Vorwürfe gegen die Vereinigten Staaten

LONDON/WASHINGTON/BAGDAD rtr/dpa ■ Die irakische Armee, Polizisten und Augenzeugen beschuldigen US-Truppen im Irak, sie hätten am 4. Mai in der Stadt Samarra im Norden des Landes zwei Frauen und einen geistig behinderten Mann erschossen. „Sie waren nicht bewaffnet und es waren keine Kämpfer in dem Haus“, sagte ein hochrangiger Polizeioffizier, der anonym bleiben wollte.

Ein Augenzeuge bestätigte die Vorwürfe. Seine 60 Jahre alte Ehefrau, sein behinderter 40-jähriger Sohn und seine 20 Jahre alte Tochter seien getötet worden. Ein Sprecher der betroffenen US-Division wies die Vorwürfe zurück. Die Soldaten hätten bei einem Feuergefecht in einem Haus zwei unbekannte Männer und eine Frau getötet, die Anschläge geplant hätten.

Bereits am Dienstag hatte der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki Vorwürfe gegen die US-Truppen im Zusammenhang mit einem Massaker an irakischen Zivilisten in der Stadt Haditha erhoben. „Es ist nicht zu rechtfertigen, dass eine Familie getötet wird, weil jemand gegen Terroristen kämpft“, sagte al-Maliki der britischen BBC.

„Wir sind besorgt über die Zunahme von ‚Fehlern‘. Ich sage nicht, dass sie beabsichtigt sind. Aber sie sind Besorgnis erregend“, sagte der vor kurzem ins Amt gekommene al-Maliki am Dienstag in einem Reuters-Interview. „Wir werden nicht nur Antworten für Haditha haben wollen, sondern für jeden Einsatz, in dem es aufgrund von Fehlern zu Tötungen kam. Die Verantwortlichen werden wir dingfest machen“, sagte al-Maliki weiter.

Auch nach Angaben des neuen irakischen Botschafters in den USA, Samir al-Sumaidaie, gibt es Hinweise darauf, dass US-Soldaten wehrlose Zivilisten „absichtlich getötet haben“. Sein Cousin sei im November vergangenen Jahres in Haditha grundlos von US-Soldaten erschossen worden, sagte er dem US-Sender CNN.

Schon lange seien ihm Berichte über das angebliche amerikanische Massaker in Haditha bekannt gewesen, so Botschafter al-Sumaidaie weiter. Es habe allerdings „einen starken Druck unserer Freunde“ gegeben, über diesen Vorfall nicht zu sprechen. Er berichtete auch über den Tod von vier jungen Irakern, die unbewaffnet in einem Auto erschossen worden seien.

Bei dem Einsatz der US-Marines in Haditha waren nach Berichten von US-Medien mindestens 24 irakische Zivilisten grundlos getötet worden. Am Montag hatte der demokratische US-Abgeordnete John Murtha dem Verteidigungsministerium vorgeworfen, das Massaker vertuschen zu wollen, und von „kaltblütigen“ Morden gesprochen.