: Veganismus und Vermarktung
MARKT Welchen Weg geht die Kommerzialisierung veganer Produkte
■ Veganer verzichten auf alle Tierprodukte, sowohl bei Nahrung als auch bei anderen Produkten wie Kleidung, Möbel etc.
■ Freeganer gebrauchen Produkte, die aus dem Warenkreislauf ausgeschieden sind. Die Produkte werden über Container, Selbstanbau und Selbstherstellung beschafft.
■ Frutarier konsumieren ausschließlich Früchte und Fruchtkörper, damit die eigentliche Pflanze erhalten bleibt.
■ Rohköstler bevorzugen zumeist eine vegane Ernährung, die auf Erhitzung bei der Zubereitung verzichtet.
■ Urköstler versuchen sich möglichst ursprünglich zu ernähren und lehnen sich dabei an die Ernährungsweise von Menschenaffen an. DS
Der Markt für vegane Lebensmittel wächst. So konnte beispielsweise der österreichische Marktführer von veganen Fleischersatzprodukten, die Sojarei, seinen Umsatz innerhalb von sechs Jahren mehr als verdoppeln. Schon länger ist Veganismus nicht mehr nur eine Frage der Ernährung: Auch vegane Kleidung und Kosmetik werden inzwischen vertrieben. So ist ein komplett veganer Lifestyle mit Musik, Festivals, Filmen und auch Kunst entstanden.
Durch das starke Wachstum drängen internationale Konzerne auf den Markt, was unter Veganern zu heftigen Kontroversen über die Vermarktung ihres Lebensstils geführt hat. So verkündete unter anderem der US-amerikanische Molkereikonzern Dean Foods letztes Jahr die Übernahme des größten europäischen Unternehmens für Sojaprodukte, Alpro Soya.
Zwar war auch deren früherer Mutterkonzern, die niederländische Vandemoortele-Gruppe, bei Veganern nicht beliebt, da sie unter anderem Rindertalg verarbeitet. Ein Molkereikonzern aber ist für viele schlicht nicht tragbar. Denn damit wird der Boykottansatz vieler Veganer unterlaufen, indem ein Teil des Geldes für vegane Produkte an ein Unternehmen fließt, welches mit Tierhaltung Gewinn erwirtschaftet. Um den konventionellen Mark zu umgehen, kaufen viele Veganer ausschließlich im Internet.
Zudem kursiert, etwa in veganen Internetforen, dass – sollte sich diese Entwicklung fortsetzen – vom Veganismus nichts übrig bleibt als leere Symbolik und ein unpolitischer, möglichst vermarktungsgerechter Lifestyle. Che-Guevara-T-Shirts lassen grüßen. Kleinere und mittlere Unternehmen hingegen argumentieren, die gestiegene Nachfrage und Vermarktung habe dazu geführt, dass sie ihre Produkte günstiger anbieten können und damit auch Geringverdienern ein veganes Leben ermöglicht wird. Entscheidend hierfür sei die Unternehmenspolitik.DAVID SCHECHER, WURST-UND-KÄSE-VERÄCHTER