: WM-Ticket und Pech gehabt
„Vorsicht ist immer angesagt“: Die Bundesregierung verteidigt ihre Visa-Praxis zur Fußball-WM. Wenn Fans trotz gültiger Karten nicht einreisen könnten, sei das allerdings kein Grund zur Freude
VON PASCAL BEUCKERUND KLAUS JANSEN
Die Bundesregierung hat ihre Visa-Praxis zur Fußball-Weltmeisterschaft verteidigt – gleichzeitig aber Probleme bei der Einreise von Fans eingeräumt. Es müsse sichergestellt sein, „dass die WM nicht als Vorwand für Missbrauch von Visa genutzt wird“, erklärte der Koordinator der Bundesregierung für die Weltmeisterschaft, Jürgen Rollmann. Es sei aber selbstverständlich, dass sich diejenigen, „die trotz WM-Ticket kein Visum bekommen, sich darüber sicherlich nicht freuen“, sagte der frühere Bundesligatorwart des MSV Duisburg auf taz-Anfrage.
Vor allem afrikanische Fans hatten in den vergangenen Tagen über Probleme bei der Visa-Vergabe für die Einreise nach Deutschland geklagt. Genaue Zahlen sind noch nicht bekannt – im Umfeld der Elfenbeinküste, die seit gestern in Niederkassel bei Bonn ihr Weltmeisterschafts-Quartier bezogen hat, ist jedoch von einem „Riesenproblem“ die Rede (taz berichtete). „Wenn Karteninhaber aus Afrika kein Visum bekommen, passt das wie die Faust aufs Auge zur Gastfreundlichkeits-Kampagne zur WM“, sagt Matthias Bettag vom Bündnis Aktiver Fußball-Fans (BAFF). „So viel zum Thema ‚Zu Gast bei Freunden‘.“
Nicht nur Fans ärgern sich über die Visa-Praxis – auch die Fußballer selbst sind von den Problemen betroffen, obwohl das Auswärtige Amt Visa für Teams und Funktionäre in einem gesonderten Antragsverfahren erteilt. Ein für heute geplantes Testspiel zwischen Tunesien und dem (nicht für die WM qualifizierten) Irak musste abgesagt werden, weil den irakischen Spielern die Einreise nach Deutschland verweigert wurde – angeblich, weil sie ihre Visa-Anträge nicht rechtzeitig abgegeben haben.
„Unsere Botschaften vor Ort machen einen guten Job“, sagt hingegen Rollmann. Es sei notwendig, dass auf der Einhaltung der Schengen-Einreisekriterien bestanden werde. Diese beinhalten strenge Auflagen wie den Nachweis, dass ein Fan seine Deutschlandreise selbst finanziert sowie eine positive Prognose zur „Rückkehrbereitschaft“ und „Rückkehrmöglichkeit“, die von der deutschen Botschaft des jeweiligen Landes erteilt werden muss.
Laut Rollmann hat die Bundesregierung zwar keine Angst, dass Fans die WM zur illegalen Einreise benutzen – „Vorsicht“ sei jedoch „immer angesagt“, um etwaige Schleusungen zu verhindern.
Nach Angaben der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl ist das Risiko von Schleusungen allerdings gering. Bei vergleichbaren Großveranstaltungen wie dem Weltjugendtag 2005 in Köln hätten weniger als zehn Personen Asylanträge gestellt, sagte ein Sprecher. Auch das nordrhein-westfälische Innenministerium sieht offenbar keine große Gefahr: In der für die Weltmeisterschaft zuständigen Arbeitsgruppe ist die Einreisefrage bislang noch nicht thematisiert worden.