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Archiv-Artikel

Uli Hoeneß’ neuer Joker

Er soll Uli Hoeneß den Arsch retten und dessen Club vor Kollateralschäden bewahren: Mitten in den Vorbereitungen für den Steuerprozess wechselt das Verteidigerteam des FC-Bayern-Präsidenten Rechtsanwalt Hanns W. Feigen ein. Offiziell soll der gebürtige Oberhausener nur für eine klare Trennung zwischen der Causa Hoeneß und dem Verein sorgen – der für ihn ausgewechselte Anwalt berät auch die Bayern –, aber man wundert sich, warum er nicht gleich im Spiel war.

Denn der 64-Jährige ist das Gegenteil von einer Notlösung. Feigen kennt sich bei den Großen aus wie kaum jemand. Er hat sie alle gehabt: Er vertrat die Bayer AG im Lipobay-Skandal und die Deutsche Bahn, als es um das Zugunglück von Eschede ging, er steuert das Verfahren wegen des eingestürzten Kölner Stadtarchivs. Er verteidigte den früheren Chef der Bremer Vulkan-Werft, Friedrich Hennemann, und Ex-Siemens-Vorstand Karl-Hermann Baumann, zu seinen aktuellen Mandanten gehören der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen.

Vor Gericht wirkt der Strafverteidiger, der bei Fragen über sein Privatleben in Abwehrhaltung geht, schnell provozierend, manchmal schnoddrig – und schießt auch schon mal über das Ziel hinaus. Kollegen sagen, Feigen könne „gut draufschlagen, aber auch gut Schaum schlagen“.

Dabei weiß Feigen, wiewohl selbst nicht der ganz große Steuerexperte, genau, wie Verfahren wegen Steuerflucht gehen: Er war es, der Expostchef Klaus Zumwinkel 2009 vor dem Gefängnis bewahrte, als der Steuern hinterzogen hatte.

Feigens Weg in die Mitte der Eliten war kurz und schmerzlos: An der Universität Bonn studierte er neben Rechtswissenschaften auch Medizin, bevor er sich für Erstere entschied. 1983 trat er als Rechtsanwalt in die Kanzlei Redker Schön Dahs & Sellner ein, 2001 gründete er die Sozietät Feigen Graf in Frankfurt am Main, die seitdem regelmäßig unter die Top 10 der Wirtschaftskanzleien gezählt wird. Da will Feigen auch bleiben. Für den Fall Hoeneß ist sein Ziel deshalb klar: Er muss die Justiz davon überzeugen, dass dessen Selbstanzeige wirksam war. Denn dann bliebe Hoeneß straffrei. BEATE WILLMS