Hartz-Zwangsumzüge : Wenigstens die Kinder verschonen
Eine Frau soll ihre Wohnung verlassen, hat gute Gründe dagegen vorzubringen und findet fast sechs Monate lang kein Gehör. Eine Zeitung greift den Fall auf und schwuppdiwupp bekommt die Frau einen Termin und auch eine Lösung skizziert. So sollte Verwaltung nicht sein, so ist sie aber wohl.
Kommentarvon Kaija Kutter
Dass Briefe nicht ankommen und Arge-Mitarbeiter zu überlastet sind, um mit all ihren Klienten zu reden, dafür könnte man schon Verständnis aufbringen. Irrtümer vom Amt gibt es immer wieder, kleine Fehler sind all zu menschlich und verzeihlich, ginge es hier nicht um eine so ernste Angelegenheit wie menschliche Existenz.
Wenn der Staat seinen Bürgern derartig die Daumenschrauben ansetzt und sogar alleinerziehende Mütter von Erstklässlern zum Umzug in eine billigere Wohnung zwingt, darf er sich solche Schlampereien nicht leisten. Abgesehen davon, dass auch die Daumenschrauben falsch sind: Kinder wegen Hartz-IV zum Umzug zu zwingen, ist nur noch boshaft.
Auch weiß hier mal wieder die eine Hand nicht, was die andere tut. Die Sozialbehörde will die Tagespflege fördern und ausbauen, unter dreijährige Kinder, deren Mütter weniger als 15 Stunden arbeiten, dürfen sogar nur von diesen betreut werden. Da verdient es diese Gruppe, angemessen qualifiziert und unterstützt, statt wie lästige Bittsteller abgekanzelt zu werden.
Eine deutliche Weisung der Sozialsenatorin, alle Tageseltern von Zwangsumzügen auszunehmen, wäre das Mindeste.