polnische fußballfans : Willkommen in Berlin
Liebe Fußballfreunde aus dem Nachbarland,
kein Tag vergeht in Deutschland und auch in dieser Stadt, an dem nicht vor Ihnen oder besser: ihrem Alter Ego, dem „polnischen Hooligan“, gewarnt werden würde. Sie seien die brutalsten Ihrer Zunft, heißt es da sogar. Was für eine Übertreibung. Und was für eine Wiederholung.
Würde es Sie, meine Damen und Herren, nicht geben, würde man dasselbe, wie schon bei den Turnieren zuvor, wieder von den Briten behaupten. Einer ist halt immer der brutalste, nun hat es offenbar die Polen getroffen.
Eine Einladung von UWE RADA
Dabei können wir nicht leugnen, dass wir die Hysterie auch mit einem lachenden Auge sehen. Plötzlich wissen auch die Berliner, die bislang nicht einmal sagen konnten, wie weit ihre Stadt von der polnischen Grenze entfernt liegt, über Ihr Land Bescheid. Sie wissen, dass es in Krakau zwei Fußballvereine gibt und dass sich die schweigende Mehrheit nicht mehr ins Stadion traut, weil die randalierende Minderheit dort den Ton angibt.
Diese Nachhilfestunde in Geografie und Landeskunde ist nicht hoch genug zu bewerten. Warum soll nicht der ein oder andere Berliner nach der WM nach Krakau fahren, um zu sehen, was es dort außer „polnischen Hooligans“ noch gibt?
Vorerst aber bleibt das Alter Ego wie eine zweite Haut an Ihnen kleben. Nicht auszuschließen, dass Sie, sollten Sie in ihrer Muttersprache sprechen, am Eingang zur Fanmeile umso schärfer kontrolliert werden. Nicht auszuschließen auch, dass der ein oder andere sich in Ihrer Nähe seines Portemonnaies vergewissert. Aber so ist das halt bei emotionalen Ausnahmezuständen. Nur im Traum ist da die Welt zu Gast bei Freunden.
Unser Tipp: Lassen Sie sich nicht abhalten, nach Berlin zu kommen. Der große Teil der Berliner wird mit Ihnen gerne am 14. Juni vor der Leinwand stehen. Und gegen Costa Rica und Ecuador drücken wir Ihnen sogar die Daumen. Was wir von den Briten nicht behaupten können.
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