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Archiv-Artikel

Rabiate Methoden gegen Streikende der PIN AG

STREIT Postzusteller zahlt streikenden Mitarbeitern keinen Lohn. Forderung nach Tarifvertrag

BERLIN taz | Die PIN AG zeigte sich im seit Monaten andauernden Tarifstreit mit den Postzustellern bisher wenig kooperativ. Nun beschloss der Unternehmensvorstand des ausschließlich in Berlin aktiven Postunternehmers am Dienstag die Aussperrung aller Beschäftigten, die am Wochenende gestreikt hatten. Die Folge: Sie durften für zwei Tage nicht arbeiten und erhielten keinen Lohn.

Roland Tremper, Verhandlungsführer der Gewerkschaft Ver.di, ist empört: „Der Vorstand will offenbar mit allen Mitteln einen Tarifvertrag und dauerhafte Lohnerhöhungen vermeiden.“ 97 Prozent der PIN-AG-Belegschaft hatten letzte Woche nach mehreren Streiks im Herbst in einer Urabstimmung beschlossen, erneut auf die Straße zu gehen. Sie fordern einen Haustarifvertrag sowie eine Lohnerhöhung von 10,5 Prozent. Die sind laut Ver.di-Fachbereichsleiterin Benita Unger lange überfällig. So liegt der Durchschnittslohn der PIN-Briefzusteller derzeit bei 1.430 Euro brutto im Monat. Briefträger bei der Post verdienen monatlich 1.920 Euro brutto.

PIN-Pressesprecherin Maresa Puls findet die Forderungen von Ver.di „unseriös“. Das Angebotsvolumen der Geschäftsleitung liege bereits „nahe“ an der geforderten Erhöhung. Wie hoch „nahe“ ist, möchte das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mitteilen.

Dass die Geschäftsführung die ausgelobte Streikbruchprämie in Höhe von 550 Euro als Kompensation für die von den „Streikmaßnahmen besonders belasteten KollegInnen“ verstanden wissen will, führt zu einer Verhärtung der Fronten. In einem der taz vorliegenden Brief des Vorstands an Tremper heißt es im Hinblick auf die Tatsache, dass Ver.di nicht alle Mitarbeiter vertrete: „Beenden Sie bitte diesen Irrweg und instrumentalisieren Sie nicht länger eine Teilbelegschaft von 200 Zustellern.“

Als Reaktion auf die Aussperrung der Mitarbeiter kündigte Ver.di am Dienstag einen unbefristeten Streik an.PHILIPP RHENSIUS