KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER EINHEITSFEIERN : Eine Frage des Geschmäckles
Ästhetisch lässt sich natürlich immer etwas einwenden gegen politische Großfeten: Wie bei der 750 Jahr-Feier von Berlin (Ost), die er mitgestaltete, hat Gerald Ponesky auch für die Oktober-Sause in Bremen gleich mehrere Paraden geplant.
Die Unterschiede sind klein: Damals paradierten die Nationale Volksarmee und Traktoristen. Diesmal werden’s Schiffe auf der Weser sein und – ah, immerhin: keine Bundeswehr-Panzer!, nur Spielmannszüge aus allen Bundesländern. Das kann man doch eine Verbesserung nennen.
Auch wird es, jede Wette, im großen Kinderbereich wohl eine Hopsburg geben – und so etwas hatten die drüben nicht. Schließlich war Plaste Mangelware. Meine Güte, solang’s die Leute mögen – das sind bloße Geschmacksfragen – unerheblich.
Angesichts dieses erstaunlichen Mangels an Originalität allerdings drängt sich die Frage auf, ob nicht jeder andere ein derartiges Volksfest genauso gut wie – nein, besser hätte organisieren können als ausgerechnet Ponesky. Denn der 3. Oktober ist und bleibt ein politischer Termin. Und Ponesky half durch seine Mitarbeit an der Berlin-Feier und durch die Veranstaltung von Konzerten mit nützlichen Idioten aus dem Westen, die DDR zu stabilisieren. Er war ein Begünstigter des Regimes. Dass er’s auch im Westen zu sein scheint, hat ein fieses Geschmäckle.
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