piwik no script img

Archiv-Artikel

NRW singt für Jesus

Das Bundesland feiert seinen 60. Geburtstag – mit einem Jubiläumsprogramm für die Seniorengeneration

Gerade erst ist uns die André-Heller-Show zur Fußball-Weltmeisterschaft erspart geblieben, da bedroht uns Nordrhein-Westfalen mit einer neuen Feier. Am 23. August wird das Bundesland 60 Jahre alt. Und die Landesregierung will dieses „historische Ereignis“ mit einer Fernsehsendung auf dem Düsseldorfer Burgplatz feiern – die Ex-Rotfunker vom WDR übertragen live im Fernsehen. Der Jubelabend in der Glotze soll zugleich „Startschuss für die Geburtstagsparty“ sein, „die das Land, der Landtag und die Landeshauptstadt am 26. und 27. August gemeinsam auf der Rheinuferpromenade feiern“, teilte das Landespresseamt jetzt mit. „Ich freue mich auf eine stimmungsvolle abendliche Feier mit vielen Gästen aus allen Regionen unseres schönen Landes“, sagt CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers.

Bei einem Blick auf die Liste der Teilnehmer aus dem ganzen Land fällt die Vorfreude allerdings eher durchwachsen aus. Da singt etwa der „Wir singen für Jesus Chor“ aus Halver. Ob Jürgen Rüttgers mit einstimmt und ein „Halleluja Nordrhein und Westfalen“ trällert? Weitere Highlights des NRW-Fests: „Die Original Ruhrpottsteirer aus Moers verbinden in ihrer schwungvollen Musik die Liebe zum Ruhrpott sowie zur Steiermark und Slowenien, von wo einst viele Gastarbeiter in unser Land gekommen sind“, heißt es in der offiziellen Programmübersicht des Landes.

Aus der Heimatstadt des Ministerpräsidenten Pulheim kommt die Männertanzgruppe „Die Zuckerknollen“. Und sonst? „Der Verband binationaler Familien in Düsseldorf ist ein leuchtendes Beispiel für Gemeinsamkeit. Der Multi-Kulti-Chor des Verbandes macht mit Folklore und einer internationalen Modenschau auf sich aufmerksam.“ Neben den Fans christlicher, gutmenschelnder oder ruhrpottsteirischer Singerei kommen auch Philatelisten bei der Bindestrichsause auf ihre Kosten. Die Deutsche Post wird „mit Festtagsstempel und Johannes Rau-Gedenkmarke“ auf die Pauke hauen.

Das „NRW-typische Zusammengehörigkeitsgefühl“ soll laut Landesregierung mit der hochoffiziellen Feierei gewürdigt werden. Fehlt eigentlich nur noch ein großer Stargast. Doch den kann die christdemokratisch geführte Landesregierung bislang nicht vorweisen. Kein Wunder, „Bene-Detto“ war ja schon im vergangenen Jahr zu Besuch in Nordrhein-Westfalen.

MARTIN TEIGELER