: Hamburg Wasser flutet Staatskasse
Deutschlands größtes kommunales Wasser und Abwasserunternehmen möchte auch das Umland beglücken. Finanzspritze für den Haushalt – auf Kosten der Sanierung und Substanzerhaltung. Verhandlungen mit Lübeck
Der Hamburger Senat möchte bei den Großen mitspielen. Statt seine Wasserwerke (HWW) wie die Elektrizitätswerke (HEW) zu verkaufen, hat er sie zu Beginn diesen Jahres mit der Stadtentwässerung zusammengelegt. Mit einer Bilanzsumme von 3,371 Milliarden Euro ist der Konzern „Hamburg Wasser“ das größte kommunale Wasser und Abwasserunternehmen Deutschlands – und eine Cashcow für den Senat. Es ist Ziel des Unternehmens, seine geballte Kraft Dritten zugute kommen zu lassen, etwa dem Umland oder dem Ausland.
Die Geschäftsführungen von Hamburg Wasser und der Stadtwerke Lübeck haben eine Absichtserklärung unterschrieben, nach der Hamburg Wasser (HW) ab Ende 2008 Lübeck zum Teil mitversorgen würde. Der Vertrag sei ausgehandelt, sagte HW-Geschäftsführer Michael Beckereit bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz seines Konzerns. Gegenwärtig befassten sich die Aufsichtsräte mit dem Geschäft. Sollten diese zustimmen, könnte im Juli ein Vertrag geschlossen werden. Um den Auftrag aus Lübeck bemühe sich indes auch der Zweckverband Grevesmühlen.
HW würde die drei bis vier Millionen Kubikmeter Wasser für Lübeck aus demselben Trinkwasserleiter pumpen, den Lübeck mit einem eigenen Wasserwerk anzapfen würde, sagte Beckereit. Es stelle sich lediglich die Frage, was billiger sei: ein neues Wasserwerk für Lübeck oder eine Leitung vom HW-Wasserwerk Großhansdorf nach Lübeck. Der geplante Liefervertrag solle für einen Zeitraum von 30 Jahren abgeschlossen werden.
Hamburg verfügt nach HW-Angaben über mehr Trinkwasserressourcen, als es benötigt. Die Hamburger Brunnen können pro Jahr 200 Millionen Kubikmeter fördern. Verbraucht wurden im vergangenen Jahr 109,5 Millionen. Die Tendenz ist seit Jahren sinkend. Trotzdem verhandeln die HW über eine Verlängerung ihrer Wasserrechte in der Nordheide um weitere 20 bis 30 Jahre. „Es kann nicht von jedem Wasserwerk aus jeder Kunde versorgt werden“, so Beckereit mit Blick auf Hamburgs Süden. 19 Millionen Kubikmeter Trinkwasser hat die Nordheide im vergangenen Jahr nach Hamburg geliefert.
Die Hamburger Wasserwerke als HW-Teilbetrieb haben im vergangenen Jahr 40,1 Millionen Euro an die Stadtkasse überwiesen, unwesentlich weniger als 2004 (41,4 Millionen). Dabei sind die Betriebserträge der Wasserwerke von 208,6 auf 198,9 Millionen Euro gesunken. Außerdem wurden nur noch knapp 39 Millionen Euro für die Sanierung und Substanzerhaltung der Anlagen ausgegeben – gut 15 Millionen Euro weniger als im Vorjahr und 17 Millionen weniger als sein Vorgänger als Durchschnittswert für die Jahre bis 2009 geplant hatte. Laut Unternehmenssprecher Matthias Sobottka ist das dem technischen Fortschritt geschuldet: Der ermögliche es, den Aufwand zu verringern.GERNOT KNÖDLER