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Archiv-Artikel

Zwei Jahre Sperre

Die Strafe soll nun Eingang in die Antidopingbestimmungen des Weltfußballverbandes Fifa finden. „Im Prinzip“ gelte die Sperre, sagte Fifa-Chef Sepp Blatter und lässt damit einige Fragen offen

AUS MÜNCHEN ANDREAS RÜTTENAUER

Es war ein feierlicher Tag in München. Edmund Stoiber begrüßte die Delegierten des Weltfußballverbandes Fifa vor ihrem 56. ordentlichen Kongress. Kanzlerin Angela Merkel sprach ein Grußwort und lobte Fifa-Chef Sepp Blatter für sein Engagement im Kampf gegen Doping.

Ausgerechnet Doping. Der oberste Weltfußballfunktionär fiel bislang nicht als beherzter Kämpfer gegen Doping auf. Der jahrelange Streit der Fifa mit Dick Pound, dem Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), ist hierfür Beleg. Jetzt möchte Blatter das Thema Doping endlich vom Tisch haben. „Wir wollen Frieden mit der Wada schließen“, meinte der Blatter vor Beginn des Kongresses. Doch es war nicht Einsicht, die die Fifa bewog, ihre Antidopingbestimmungen den Vorgaben der Wada anzupassen. Ein Urteil des Internationalen Sportgerichtshofes (Cas) war ausschlaggebend für die Änderung der Fifa-Regularien, die heute von den Delegierten abgesegnet werden sollen.

Begonnen hat die Auseinandersetzung des obersten Fußballverbandes mit den Dopinghütern im Mai 2004. Seinerzeit wurde in Paris eine Erklärung verabschiedet, in der sich die Fifa zur Anerkennung des Wada-Kodex verpflichtete. Blatter hoffte damals, dass die Pflichtaufgabe im Antidopingkampf mit dieser Deklaration erledigt sei. Was die Fifa allerdings unterlassen hat, ist die Anpassung ihrer Doping-Regeln an die Vorgaben der Wada. Die sehen für jeden der Manipulation überführten Sportler – auch für Ersttäter – eine automatische Sperre von zwei Jahren vor. Nur wenn der Sportler nachweisen kann, dass er bei der Einnahme verbotener Substanzen lediglich fahrlässig gehandelt hat, ist eine Reduzierung der Sperre auf ein Jahr möglich. Die Fifa hat dies immer anders gehandhabt. Sie hat stets betont, dass sie eine Einzelfallprüfung bevorzuge. Die könne dann dazu führen, dass gegen den betreffenden Spieler auch eine Sperre verhängt werden kann, die kürzer ist, als die von der Wada festgelegten zwei Jahre. Ein halbes Jahr Wettkampfpause hielt die Fifa meist für ausreichend.

Zwei Jahre lang waren die Fronten verhärtet. Dick Pound drohte der Fifa mit schweren Konsequenzen. Sogar die Weltmeisterschaft bezeichnete er als gefährdet. Da der damalige Innenminister Otto Schily im März 2003 eine Erklärung unterzeichnet habe, in der der Wada-Kodex als „universelles Regelwerk“ im Antidopingkampf bezeichnet wird, sei er verpflichtet, das Weltturnier abzusagen, wenn die Fifa weiter auf stur schaltet. Blatter reagierte genervt. Auf dem Fifa-Kongress in Marrakesch im September 2005 weigerte er sich, Neuerungen in die Dopingbestimmungen aufzunehmen. „Wir müssen hier nichts abstimmen, wir haben bereits unterschrieben, wir haben bereits unsere Unterstützung der Wada bewiesen“, sagte er vor dem Plenum.

Schließlich erklärte er sich bereit, vom Internationalen Sportgerichtshof klären zu lassen, ob er richtig liegt mit seiner Auffassung, dass eine automatische Sperre von zwei Jahren mit Schweizer Recht, das für die in Zürich ansässige Fifa zuständig ist, vereinbar sei. Das Urteil war eindeutig. Wenn die Fifa ihre Regularien ändert und eine längere Sperre für Dopingsünder zulässt, dann ist das von Schweizer Recht durchaus gedeckt. Blatter und die Fifa-Führung mussten also handeln. Die zweijährige Sperre findet nun Eingang in die Dopingbestimmungen der Fifa. Sie soll, wie Blatter am Montag sagte, „im Prinzip“ gelten. Was dies bedeutet, wird die Praxis zeigen.

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