: Ein Speicher für die Sonne
FOTOVOLTAIK Die Gewährleistung von Versorgungssicherheit gewinnt mit dem Wachstum erneuerbarer Energien an Bedeutung. Die Ideen sprießen bereits
Nach einer Branchenprognose wird die Fotovoltaik im Mix der erneuerbaren Energien bis 2020 immerhin ein Siebtel der Energie bereitstellen. Nicht nur im privaten Bereich boomt der Ausbau von Solarmodulen auf Häuserdächern. Immer öfter entstehen auch Solarkraftwerke im großen Maßstab. Der bisher größte deutsche Fotovoltaik-Park im brandenburgischen Lieberose speist bis zu 53 Megawatt in das Stromnetz ein. Mit der wachsenden Bedeutung der erneuerbaren Energien wächst allerdings auch die Verantwortung der Branche für die Versorgungssicherheit – denn Wind und Sonne sind nicht immer und überall verfügbar.
Die beste Lösung dürfte in einer intelligenteren Steuerung von Angebot und Nachfrage liegen. Ein gutes Beispiel sind große Kühlhäuser. Statt auf minus 10 Grad kann man die auch auf minus 20 oder minus 30 Grad herunterkühlen, wenn etwa im Sommer gerade Sonnen- und Windstrom im Überfluss vorhanden sind. Dem Tiefkühlhähnchen mag das egal sein, doch die Betreiber könnten dann erst mal eine Zeit lang auf teureren Strom aus fossilen Kraftwerken verzichten.
Gleichzeitig setzt die Branche bereits jetzt auf stärkere Vernetzung einzelner Energiequellen und die Nutzung von vorhandenen Speichermöglichkeiten. Wie das in Zukunft funktionieren könnte, hat das Projekt „Regeneratives Kombikraftwerk“ gezeigt, an dem Solarworld, Enercon und Schmack Biogas beteiligt waren. Elf Windanlagen, vier Biogas- und zwanzig Solaranlagen wurden quer durch die Republik über eine zentrale Steuerungseinheit miteinander verbunden. Zur Zwischenpufferung eines solchen virtuellen Kraftwerks könnte man zukünftig die Akkus von Elektroautos nutzen. Da es eine nennenswerte Flotte der E-Mobile noch nicht gibt, lieferte in diesem Fall ein Pumpspeicherkraftwerk zusätzliche Reserven. Dabei wird Wasser in einen höher gelegenen Stausee gepumpt. Bei Bedarf kann man es dann ablassen und über Turbinen Strom erzeugen. Bisher nutzen vor allem die großen Energiekonzerne diese Methode – die Möglichkeiten zum Bau neuer Stauseen sind in Deutschland allerdings stark begrenzt.
Einen Ausweg könnten Hubspeicher-Kraftwerke liefern, in denen nicht Wasser, sondern feste Körper auf größere Höhen bewegt werden, etwa Betonblöcke. Ein vereinfachtes Modell aus einem Elektromotor und einer Seilwinde würde auch für den Hausgebrauch funktionieren. Ähnlich wie bei einer Standuhr mit Gewichten könnte man die Schwerkraft zur Rückgewinnung der Energie nutzen.
Für den Hausgebrauch spielt aber auch eine ganz andere Entwicklung eine Rolle. Nicht nur der Preisverfall bei Solarzellen selbst macht Sonnenstrom immer günstiger. Die „Netzparität“ kommt auch für kombinierte Anlagen aus Solarmodulen und Lithium-Ionen-Akkus zur Speicherung immer näher. In knapp zehn Jahren könnte der Saft vom Dach inklusive Akkupufferung im Keller zum selben Preis produziert werden wie der aus der Steckdose – und zwar 24 Stunden am Tag. Für viele Haushalte rückt dann die völlige Unabhängigkeit von externer Energie in greifbare Nähe. ANSGAR WARNER