: Leinwand bleibt leer
Ein umtriebiger Sozialdemokrat scheiterte mit dem Plan, in Wandsbek ein WM-Fan-Fest zu veranstalten
Rainer Schünemann ist ein umtriebiger Zeitgenosse. Im wahren Leben Inhaber der Event-Agentur „Phoenix Kultur Kontor“, fungiert er nebenbei noch als Sprecher der Wandsbeker SPD-Fraktion und der von ihm mit ins Leben gerufenen „Interessengemeinschaft (IG) Fan-Fest-Wandsbek“. Interessens-Kollisionen gibt es da nicht – im Gegenteil. Für die IG Fan-Fest entwickelte Schünemann den Plan eines WM-Public-Viewings auf dem Wandsbeker Marktplatz, bei dessen Durchführung natürlich auch die Dienste seiner Event-Agentur gefragt waren. Als Sozialdemokrat beklagt er nun das Scheitern des kühnen Plans – und nutzt die Gelegenheit, dem Wandsbeker Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs (CDU) eins mitzugeben.
Auf Anraten von Polizei und Feuerwehr nämlich hatte das Bezirksamt die geplante Veranstaltung mit zahlreichen Auflagen belegt. Denn der Marktplatz grenzt an eine vierspurige Straße und wird zudem auch von weniger fußballbegeisterten Wandsbekern intensiv genutzt. Also bestand das Amt auf Sperrungen zwischen Fan-Fest und Straße und forderte die Veranstalter auf, einen Teil dieser Umgrenzung zumindest an den 20 WM-Tagen wieder abzubauen, an dem die Marktplatzfläche gar nicht als Fan-Bühne genutzt werden soll.
Die Konsequenz: Das Event wurde abgesagt. Der Grund seien die „unmöglichen Auflagen des Bezirksamtes“ und vor allem dessen Chef, Gerhard Fuchs, bellt Schünemann, diesmal als Sprecher der IG Fan-Fest. Fuchs habe „nur ein Ziel gehabt: Das Public Viewing zu verhindern“.
Inzwischen haben sich auch Schünemanns Parteifreunde des Anliegens des Genossen angenommen. „Fuchs, du hast das Goal gestohlen“, titelt die Wandsbeker SPD auf ihrer Internetseite. Selbst die SPD-Bürgerschaftsfraktion stellte inzwischen eine Anfrage an den Senat, in der sie feststellt, dass Amtsleiter Fuchs das Fanfest „verhindert“ habe.
Der Gescholtene hingegen nimmt es sportlich: Der Marktplatz sei einfach „nicht besonders geeignet“ für ein solches Event, das beklagte Auflagenpaket deshalb „unumgänglich“ gewesen. Marco Carini