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Archiv-Artikel

Künstler auf dem Parkdeck

Literatur und Spoken Word, Comedy und Musik, „Unkonventionelles machen“ und bloß nicht einfach nur lesen: Mirco Buchwitz und Stefan Boskamp erobern urbanes Blechkisten-Gebiet. Verlegerin Maya Birken präsentiert derweil grafische Arbeiten

Am Sonntag verwandelt sich das Parkhaus neben dem Altonaer Bahnhof in ein Kulturhaus. Zwei junge Verlage schicken ihre Sprachakrobaten auf die oberste Etage. Mit dabei: Mirco Buchwitz. „Etwas Unkonventionelles zu machen“ gehört zu seinem Kunstverständnis. Diese Einstellung hat sich der Literat, Musiker und Kabarettist aus alten Punk-Zeiten erhalten.

Vor gut zehn Jahren spielte er noch in der Band „Bypass“. Das hieß für ihn: „offensiv nach vorne zu gehen und zu sagen: ‚Hier bin ich!‘“. Inzwischen sind die verzerrten E-Gitarren gesetzteren Klängen gewichen. Die Musik, die er komponiert um seine literarischen Texte zu untermalen, kommt eher jazzig um die Ecke. Ein Widersacher ist jedoch geblieben: der kulturelle Mainstream.

Deshalb hat er sich „zeter & mordio“, dem Hannoveraner Verlag für „Nebenwelten“, angeschlossen. Aktuelle Veröffentlichung auf dieser Plattform für Widerspenstiges: das Hörbuch „lieber woanders“. Buchwitz erzählt darin Geschichten, die aus dem Alltag gegriffen sind und „Leute um die 30“ beschäftigen. Zentraler Begriff ist für ihn die „Sehnsucht“ der Charaktere – auf der Bühne mit einer Mischung aus Comedy, Spoken Word und Musik dargestellt.

Komik und Tragik liegen hier oft dicht beieinander, wobei er politischen Statements eine klare Absage erteilt. Der erhobene Zeigefinger ist nicht seine Welt. Seicht seien seine Auftritte deshalb nicht, sagt Buchwitz. Er will zum Nachdenken anregen: „durch Unterhaltung ohne Berieselung“. Das bedeutet für ihn, komplexe Geschichten zu komprimieren und dem Publikum die Möglichkeit zu geben, sich in die Figuren „einzufühlen“. Ein perfekter Abend ist es für ihn, wenn es ihm gelingt die Menschen „zu berühren“.

Ebenfalls im Parkhaus: seine Verlegerin Maya Birken. Sie zeigt grafische Arbeiten, mit denen sie ihre Künstler promotet. Birken legt großen Wert darauf, auf die Leute zuzugehen. Daher organisiert sie mit dem Verlag auch immer wieder eigene literarische Veranstaltungen. Auf klassische Lesungen will sie sich dabei nicht beschränken lassen: „zeter & mordio“ präsentiert gerne Lesetouren mit Musik – inklusive Live-Band und DJs. Der Übergang von der Literaturveranstaltung zur Party ist da manchmal fließend. Die Verlagsaktivisten verstehen sich ganz als Überzeugungstäter: Alle arbeiten nebenberuflich oder gar ehrenamtlich für das Projekt. Diese Philosohie spiegelt sich auch in dem Fanzine Nektar wider, das von der Punk-Bewegung inspiriert ist. Lob gab es schon mal von der Institution unter den Punk-Fanzines: „Schickes Heft“, befand das Trust.

Im Parkdeck-Vorprogramm tritt Stefan Boskamp vom Hamburger Verlag „Minimal Trash Art“ auf. Boskamp hat unter anderem die Lesereihe „Transit“ in der Schilleroper mitgestaltet. Auch Minimal Trash Art ist ein Non-Profit-Projekt. So ist es den Machern möglich, junge Künstler zu unterstützen, die bei einem kommerziellen Verlag kaum eine Chance hätten. Hauptinteresse ist es, CDs und Bücher zu veröffentlichen, die auch mal den konventionellen Rahmen sprengen dürfen.THORSTEN STEER

Sonntag, 11. Juni, 16 UhrParkhaus am Bahnhof Altonaoberstes Deck, Eintritt: 4 Euro