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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Ich starre zurück

■ betr.: „Berlin ist ein sehr großes, sehr nettes Dorf“, taz vom 13. 12. 13

Wie gut kann ich die Verfasserin des Artikels verstehen: Seit Jahren in Dresden wohnhaft, habe ich mich noch immer nicht an die fehlenden Worte „danke“, „bitte“, „Entschuldigung“ u. Ä. gewöhnt. Auch diese Drängelei ist schwer zu ertragen. Selbst als „Wessi“ werde ich ständig angestarrt, sodass ich mich oft frage: Merkt, riecht oder sieht man, dass ich nicht „eine von ihnen“ bin? Ich starre auch zurück, ohne Erfolg. Man fühlt sich also in Bus, Bahn etc. einfach unwohl.

Name und Anschrift sind der Red. bekannt

Camp am Oranienplatz

■ betr.: „Bezirk will nicht räumen lassen“ u. a., taz vom 9. 12. 13 ff

Was bewegt Herrn Innensenator Henkel ausgerechnet als Christdemokraten, eine so unchristliche Handlung wie die Räumung des Oranienplatzes (zum Schutz einer Wiese!) nun zwar nicht mehr kurz vor Weihnachten, aber Anfang des nächsten Jahres vornehmen zu wollen? Was ist das für eine Ordnung, die er glaubt wiederherstellen zu müssen?

Wir sind 1945 selbst Flüchtlinge gewesen, auch rechtlos, aber immerhin im eigenen Land mit ziemlich derselben Sprache, nicht verfolgt und mit einer gewissen Infrastruktur von Flüchtlingsverwaltung. Wir können sehr gut verstehen, warum die Flüchtlinge am Oranienplatz eben nicht nur für sich selbst berechtigte Forderungen stellen, sondern für eine Veränderung der gesamten Flüchtlingspolitik in der BRD und in Europa demonstrieren. Das scheint uns sehr viel unterstützenswerter als der Schutz einer Wiese und die Meinung von einigen Rassisten, während die Mehrheit der Bevölkerung die Aufnahme von Flüchtlingen und eine Kultur der Gespräche zum Aushandeln von Bedingungen richtig findet.

Wir plädieren für Nachdenken und Innehalten, für friedliche Alternativen und die Unterstützung der die Entscheidungen treffenden Politiker durch uns, die Bevölkerung, zum Beispiel durch Runde Tische, wie die Caritas es vorgeschlagen hat. Und noch etwas: Diese geflüchteten Menschen, die so extreme Lebensgeschichten erfahren haben, die mit Stärke, Tapferkeit und unglaublichem Mut den Weg hierher gefunden haben, die klug sind und mit differenzierten Ausbildungen kommen – sollten wir nicht ein dringendes Interesse daran haben, sie bei uns zu behalten, ihnen den Weg in diese alternde Gesellschaft mit ihren ständigen beruflichen Mangelerscheinungen zu ebnen, mit andern Worten, gleichzeitig auch uns selbst zu helfen? FRIDBURG THIELE, SIEGLINDE DUSCHELEIT

Hände falten und beten

■ betr.: „Henkel lässt Flüchtlinge zittern“, taz.de vom 10. 12. 13

Wer möchte nicht der Armut entfliehen? Armut in den afrikanischen Ländern ist auch gemacht von deutschen Konzernen – die wiederum fett von der CDU (und damit von Henkel) leben. Frank Henkel soll selber mal ein Jahr unter erbärmlichsten Bedingungen leben. Aber der „Onkel“ wohnt ja im reichen Teil von Reinickendorf, wo Obdachlose nicht geduldet werden.

Aber am 24. Dezember 2013 die Hände falten und beten. Ja, beten, das ist wichtig für den Henkel. Dass andere verhungern, das stört den CDUler offensichtlich nicht. HUNGER, taz.de

Noch mehr Werbung

■ betr.: „Angestellte streiken“, taz vom 6. 12. 13

taz am Freitagmorgen: bis oben hin vollgestopft mit Werbung. Nun gut, Qualität muss ja auch irgendwie bezahlt werden, denke ich mir. Dann lese ich den Berlinteil: eine kurze dpa-Meldung über den LehrerInnenstreik, in dem die gängigen Klischees wiedergegeben werden bis hin zur Verfälschung der Wahrheit. Die LehrerInnen streikten für eine bessere Bezahlung, heißt es. Die GEW fordere einen „Berliner Tarifvertrag“. Ein Blick auf die Website der GEW zeigt: Es geht um eine Entgeltordnung auf Bundesebene, die angestellten Lehrkräften seit Jahren verweigert wird. Solange diese nicht erreicht ist, fordert die GEW Berlin zunächst eine Regelung in Berlin, aber mitnichten einen separaten Tarifvertrag. Und es geht um Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen.

Ein Plakat auf der Demo am Mittwoch hat es sehr schön deutlich gemacht: „Es geht nicht nur ums Geld“. Das hätte auch die taz merken können. Wenn sie sich denn die Mühe gemacht hätte, sich den Streik selbst anzuschauen. Übrigens wäre auch die Beteiligung der SchülerInnen einer Betrachtung wert in einer Zeitung, die sich sozialen Bewegungen nahe fühlt. Aber so viel Qualität kann sich die taz offenbar nicht leisten. Also: Noch mehr Werbung beilegen!

MANUEL HONISCH, Lehrer in Berlin

Alles bekannt

■ betr.: „Bildung in Berlin. Es geht nicht nur ums Geld“, taz.de vom 12. 12. 13

Netter Artikel, nette Vorschläge und am Ende genauso harm- und erfolglos wie alle Vorgänger, denn im Prinzip ist das alles bekannt und tausendfach dokumentiert, vorgeschlagen, diskutiert, für gut befunden und doch nie umgesetzt worden. Viel hilfreicher wären Überlegungen, wie man das umsetzen kann, und nicht, was man umsetzen sollte – das ist ein alter und soooooooooooooo langer Bart. ALEX, taz.de

Riecht doch lecker!

■ betr.: „Besinnlichkeit mit Bratwurst im Rücken“, taz.de vom 10. 12. 13

Schön! Danke für die Erfahrungen. Sie haben bei mir zwei Synapsen zusammengebracht. Die für gesundes Essen und die für leckeren Käse. Von ungesundem Pizzageruch aus Fast-Food-Bäckereien in Bahnhöfen löste ich mich bislang immer mit einer Mischung aus Lohnt-sich-für-den-Preis-nicht, Fast-Food-ist-langfristig-schlecht-für-meinen-Körper und menno-riecht-doch-lecker! An Käse-Imitat denken wird mir besser helfen. Das mit dem Käse-Imitat wäre mir niemals von allein eingefallen. MARION, taz.de