: Wolfgang Clements Restposten
Eigentlich hätte er längst nicht mehr Mitglied der Bundesregierung sein sollen: Verspätet verlässt Staatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch das Wirtschaftsministerium. Mit dem Spitzenbeamten geht einer der engsten Vertrauten von Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD).
Nach dem Regierungswechsel hatte dessen Nachfolger Michael Glos mit seiner Entscheidung, Adamowitsch vorerst zu halten, für erhebliche Unruhe in der Union und besonders bei den eigenen Parteifreunden von der CSU gesorgt. Doch ob Bundeswirtschaftsminister Glos in seiner Entscheidung frei war, ist mehr als umstritten: Auf Drängen Clements soll der zunächst für das Amt vorgesehene CSU-Chef Edmund Stoiber zugesagt haben, Adamowitsch vorerst weiter zu beschäftigen. Von Pensionsansprüchen ist die Rede – deshalb sei klar gewesen, dass Sozialdemokrat Adamowitsch in diesem Jahr geht. „Im Sommer“ soll es nun so weit sein.
Unklar bleibt die weitere Karriere des 58-jährigen studierten Landschaftsgärtners. Gerüchte, Adamowitsch wechsele wie Exkanzler Gerhard Schröder oder Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz als Berater zum Essener Steinkohleförderer RAG, dementierte das Unternehmen schnell. „Das ist schlicht falsch“, so eine RAG-Sprecherin zur taz. Das Bundeswirtschaftsministerium selbst wollte Berichte, für den Energieexperten solle bei der Brüsseler EU-Kommission ein neues Ressort „Energieversorgungssicherheit“ geschaffen werden, nicht kommentieren.
Denn Adamowitsch, der auch ein Studium der Verwaltungswissenschaften abgeschlossen hat, gilt als kaum durchsetzbar: Wie schon im Wirtschaftsministerium oder als Chef der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei dürfte er auch in Brüssel allergrößtes Verständnis für die Interessen der großen Energiekonzerne zeigen. Die Fusion der Stromversorger Veba und Viag zur heutigen Eon unterstützte der Hauptmann der Reserve genauso wie den Kampf der RAG um möglichst hohe Steinkohlesubventionen. Während eines dreijährigen Ausflugs in die Wirtschaft arbeitete er als Lobbyist des Stromlieferanten VEW.
Innerhalb der nordrhein-westfälischen Landesregierung wird der Abgang von Adamowitsch, der in Düsseldorf vom SPD-Fraktionsreferenten bis in die Regierungszentrale Parteikarriere gemacht hat, deshalb mit Erleichterung gesehen. Ohne den wie sein Exchef Clement oft cholerisch und arrogant auftretenden Adamowitsch dürften die anstehenden Verhandlungen über einen Börsengang der RAG leichter werden – selbst hinter seine Unterschriften setzte Adamowitsch gern ein Ausrufezeichen. ANDREAS WYPUTTA