: Grundschulklassen vollgeknallt
Ein gutes Fünftel der neuen ersten Klassen haben 29 oder mehr Kinder. GAL fordert: keine Klasse über 25 Schüler
Geübte Leser von Pressemitteilungen der Bildungsbehörde konnten diese Botschaft schon Anfang Mai entschlüsseln: Die neuen ersten Klassen werden voller denn je. Die Anmelderunde habe „gute Ergebnisse gebracht“, verkündete seinerzeit Senatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU). Die Erstklässlerzahl sei gegenüber 2005 um „ein Prozent gesunken, die Zahl der Klassen um sieben“.
Die GAL-Schulpolitikerin Christa Goetsch fasste mit einer Kleinen Anfrage nach. Ergebnis: in 109 der rund 480 ersten Klassen werden 29 und mehr Kinder sitzen, in 60 davon sogar 30, in dreien 31 Schüler. „Die Klassen sind vollgeknallt“, sagt Goetsch. „Wer einmal vor so einer Klasse gestanden hat, weiß, das ist einfach Horror.“ Bei kleinen Kindern seien diese Größen „nicht zu verantworten“.
Die GAL fordert nun, dass in Hamburg „keine Grundschulklasse über 25 Kinder“ haben darf, wie noch vor fünf Jahren üblich. „Das ist einfach eine Schallgrenze, von der die Praktiker vor Ort sagen, mit jedem Kind zusätzlich wird alles viel schwerer“, sagte Goetsch nach einer Rundtour durch acht Schulen. Viele Grundschulen wendeten bereits modernste Pädagogik mit individuellen Lernmethoden an, stießen aber bei dieser Kinderzahl „an die Grenze“.
Bestätigt sieht Goetsch ihren Standpunkt durch das Konzept der privaten Brecht-Schule, die in einer von den Medien viel beachteten neuen Klasse je zur Hälfte Hochbegabte und Normalbegabte mit eben diesen Konzepten fördert – nur eben die Klassen mit 20 Schülern „klein hält“.
Für die kleinen Klassen bräuchte man rund 230 Stellen im Wert von 12,9 Millionen Euro. Das Geld müsse für zwei Jahre zwischenfinanziert werden, fordert Goetsch: „Das geht.“ Ab 2010 könne man dies mit den 268 Lehrerstellen finanzieren, die durch den Wegfall des 13. Schuljahres frei werden.
„Wir kämpfen auch an dieser Front“, sagt CDU-Schulpolitiker Robert Heinemann. Besagte 268 Stellen seien aber leider nach der jüngsten Neuaufstellung des Lehrerstellenplans „nicht mehr übrig“. Kaija Kutter