: Ein bisschen wie Spiegel online, aber nicht für alle
DPA.NEWS Die Deutsche Presseagentur versorgt ihre Kunden nun mit einem eigenen Nachrichtenportal
Was hatten Zeitungsverleger nicht alle an der dpa zu meckern: Alt, tantig, hochnäsig und viel zu unflexibel sei die Deutsche Presseagentur. Die Krux an der Geschichte: In längst nicht allen, aber in vielen Punkten hatten die Verleger recht.
Jetzt wird alles gut, verspricht der neue Chefredakteur Wolfgang Büchner – und deshalb hat die dpa die Website dpa.news erfunden. „dpa soll für die Kunden gefühlt im nächsten Raum sitzen“, sagte Büchner gestern bei der Presse-Präsentation von dpa.news. Versprochen wird Rundum-glücklich-Versorgung: Fünf Themen des Tages – wie auf Nachrichtenwebsites üblich mit Fotos, Text, weiterführenden Angeboten wie Audiobeiträgen oder Grafiken und externen Links. Dazu eine Kommentarfunktion, auch für Nachfragen und Extrawünsche der geschätzten Kundschaft aus Presse, Funk und Fernsehen. Das Ganze sieht ein bisschen aus wie Spiegel Online, was nicht weiter wundert, da a) alle Internet-News-Angebote ein bisschen wie Spiegel Online aussehen und b) Büchner bis 2009 bei SPON gearbeitet hat.
Darunter findet sich dann der klassische Nachrichtenticker. So soll auf einen Blick zu sehen sein, was richtig wichtig ist, dazu die Planung der dpa-Redaktionen für den Rest des Tages. Bis August werden alle Kunden an dpa.news angeschlossen. Die ersten rund 40 Redaktionen spielen schon Versuchskaninchen, dazu zeigt Büchner begeisterte Rückmeldungen bereits angefixter Chefredakteure.
Für den Rest der Menschheit bleibt dpa.news allerdings unerreichbar: Zwar würde das Konzept auch für eine breite Öffentlichkeit taugen. „Doch das gäb richtig Ärger“, sagt dpa-Sprecher Justus Demmer. Denn die Agentur gehört den großen Verlagen höchstselbst – und die werden keine dpa-Konkurrenz für die Online-Angebote ihrer eigenen Blätter dulden.
Auf derlei Befindlichkeiten muss der zweitgrößte deutschen Agenturverbund ddp/DAPD keine Rücksicht nehmen. Er bastelt auch an einem Multimediaportal, dass seinen Kunden mehr Überblick, Service und – als schnelles Feedback – eine Bewertungsspalte mit Sternchen wie in der Programmzeitschrift bietet.
Bei dpa möchte man sich zur Konkurrenz nicht äußern. Nur die gekräuselten Nasen verraten: Von Bewertungssternchen halten Büchner & Co. gar nix. STG