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Archiv-Artikel

wie war michael ballack? Ganz gut, aber der Kapitän kann besser

Man weiß es längst: Er trägt die Binde links. Michael Ballack durfte den blauen Flor am Mittwochabend im Spiel gegen Polen endlich überstreifen, nachdem seine kontrovers diskutierte Verletzung ausgestanden war. Der Kapitän durfte wieder mit der Wade werkeln - im zentralen Mittelfeld. Ballack, 29, der das Spielgerät konsequenterweise im Namen trägt, gab dem Spiel der DFB-Elf mehr Souveränität und Stabilität. In seinem 66. Länderspiel schlug er kluge Flanken quer übers Feld, probte so genannte Flügelwechsel und wurde in der ersten Halbzeit vor allem auf dem linken Flügel gefährlich. Beste Szene: Wie er Angreifer Miroslav Klose in der 10. Minute mit einem feinen Pass in Szene setzte. Doch der Profi des SV Werder Bremen scheiterte am gegnerischen Keeper Artur Boruc.

Nach gut einer halben Stunde schlüpfte Ballack für alle im Westfalenstadion erkennbar in die Rolle des Anführers. Er machte die Südtribüne vor einem Eckstoß heiß, was auch prompt klappte - seine Domäne, das Kopfballspiel, dagegen in den ersten 45 Minuten weniger. Der polnische Verteidiger Jacek Bak, auch er Kapitän, klebte bei Standardsituationen am Deutschen. Mehrfach beschwerte sich den Neu-Londoner, dass die Flanken nicht exakt auf ihn gezirkelt wurden - konkret bei Bastian Schweinsteiger und Bernd Schneider.

Michael Ballack bezog nicht direkt vor der Abwehr Posten, wie es von einigen Experten gefordert worden war, sondern spielte einen vorsichtig-offensiven Part, wobei er sich einige Freiheiten gönnte und seine Position im Zentrum nach Belieben verließ, um auf den Außenpositionen seine Mitspieler in Szene zu setzen. Ballack, der Karl-Marx-Städter mit der Ausbildung zum Libero, tat dem Spiel der Deutschen also ganz gut. Nichts anderes sollte man von einem Kapitän verlangen. Auch das Ballack‘sche Foul fehlte nicht. Dafür sah er die gelbe Karte (57.). Was seine beste Waffe, die Torgefährlichkeit betrifft: In der 90. Minute war er einem Treffer nahe. Einen Lattenkopfball von Klose bugsierte er mit links nochmal gegen die Latte. Sei‘s drum. Das 1:0-Siegtor machte 60 Sekunden später Neuville. MARKUS VÖLKER