Hakenkreuz-Streiche : Überforderter Verfassungshüter
Nein, ein „SS-Rudi“ ist der Bremer Verfassungsschutz-Leiter Walter Wilhelm nicht. Das sind Zeiten, die Bremen hinter sich gelassen hat: Wilhelms Vorgänger war das ehemalige NSDAP-Mitglied Peter Galle und der stürzte gemeinsam mit seinem Mitarbeiter „SS-Rudi“ Stelljes, ehemals Leibstandarte „Adolf Hitler“. Aber wie kann der derzeitige Chef, der die Geschichte seines Vorgängers kennen muss, so locker daher schwadronieren, dass Hakenkreuze „Dummejungenstreiche“ seien und er auch so was gemacht habe?
Kommentarvon Klaus Wolschner
Eine Erklärung wäre, dass Wilhelm schlicht die Wahrheit gesagt hat und das 40 Jahre danach locker sieht. Eine andere, dass er den Unterschied zwischen Streichen der einen und der anderen Sorte locker sieht.
Bei jedem Lehrer, der so wenig politische Sensibilität zeigt, würde man sagen: Er sei überfordert von seiner Aufgabe. Der Leiter des Verfassungsschutzes hat eine weitaus höhere Verantwortung, er entscheidet unkontrollierbar über die Einschätzung verschiedener Abstufungen von „Dummejungenstreichen“. Eine Stunde steht der Mann unter Beobachtung wie ein Lehrer jeden Tag – und gleich wird öffentlich, wes Geistes Kind er ist. Zurücknehmen kann er das nicht.