: „Es war sauberer als erwartet“
TODESSTRAFE In den USA wird 25 Jahre nach der Tat ein Mörder exekutiert. Gnadengesuch wird abgewiesen, aber seinem Wunsch nach Erschießung statt Giftspritze stattgegeben
Das vietnamesische Parlament hat am Donnerstag beschlossen, die Todesstrafe in dem kommunistischen Land „humaner“ zu gestalten. Laut Onlinedienst VietnamNet soll ab Juli 2011 die Giftspritze die bisherigen Erschießungskommandos ablösen. „Die Giftspritze bringt mehr Vorteile, und sie ist praktikabel“, kommentierte die Vorsitzende der Justizkommission das fast einstimmige Votum.
Der Entscheidung ging eine monatelange Parlamentsdebatte voran. Im Antrag einer Abgeordnetengruppe hieß es: „Giftspritzen verursachten weniger Schmerzen bei den Verurteilten und ihre Leichen bleiben intakt. Außerdem kostet diese Methode weniger und verringert den psychologischen Druck, dem die Vollstrecker ausgesetzt sind.“ Hanoi veröffentlicht keine Zahlen über die Todesstrafe. Staatsnahe Medien sprechen von einer Vollstreckung und 49 Verurteilungen seit Jahresbeginn, meist für Drogenhandel und Mord. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte Vietnam auf, die Todesstrafe abzuschaffen. Der Wechsel einer Exekutionsart ändere nichts an der „Unmenschlichkeit“ der Strafe. (afp)
VON SVEN HANSEN
Ein fünfköpfiges Erschießungskommando hat am frühen Freitagmorgen im US-Bundesstaat Utah den wegen Mordes verurteilten Ronnie Lee Gardner hingerichtet. Das teilten die dortigen Justizbehörden mit. Der 49-Jährige hatte vor 25 Jahren bei einem Fluchtversuch einen Anwalt getötet. Damals stand Gardner wegen Mordes an einem Barkeeper vor Gericht.
Gardners Hinrichtung ist erst die dritte Erschießung seit Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA 1976. Heute gilt in 35 Bundesstaaten die Todesstrafe. 2009 wurden 52 Menschen exekutiert, in Utah seit 1976 bisher sechs. Die große Aufmerksamkeit bei Gardner basiert auf der Hinrichtungsmethode. Bis 2004 durften im Mormonenstaat Utah Todeskandidaten ihre Exekutionsmethode wählen. Das ist beschränkt nur noch in Oklahoma möglich. Gardner entschied sich für das Erschießungskommando statt für die übliche Giftspritze. Damit heizte er die Debatte um die Todesstrafe an. Bisher wurde die Erschießung in Utah überhaupt nur 1977 und 1996 jeweils einmal angewendet. Die letale Injektion gilt als humaner. Bei ihr bleiben die inneren Organe unbeschädigt. Das macht sie aber auch in Ländern wie China für Organhändler attraktiv.
In den letzten Tagen war Gardners Einspruch vor dem Obersten Gericht ebenso gescheitert wie Utahs republikanischer Gouverneur Gary Herbert ein Gnadengesuch zurückwies. „Er hat alle Möglichkeiten gehabt, seinen Fall darzulegen“, sagte Herbert. Gardner argumentierte laut seinem Anwalt, dass seit seiner Verurteilung zu viel Zeit vergangen sei. Deshalb schrecke die Exekution nicht mehr ab.
Gardner war aus Schutz vor Querschlägern auf einem zwischen Sandsäcken platzierten Stuhl geschnallt worden. Er bekam eine Kapuze über den Kopf. Sein Herzbereich wurde mit einem Papier markiert. Die fünf anonymen Todesschützen waren Polizisten, die sich freiwillig gemeldet hatten. Sie standen hinter einer Wand mit Schießscharten. Vier der fünf Gewehre waren zuvor mit Kugeln Kaliber .30 geladen worden, ein Gewehr nur mit einer Platzpatrone. Da die Schützen so nicht wissen, ob ihr Schuss der tödliche war, soll ihnen dies Gewissensbisse nehmen. Der Exekution wohnten Journalisten bei. Dem Nachrichtensender CNN sagte Reporterin Cheryl Worsley: „Es war ziemlich schnell vorbei. Es war sauberer als erwartet. Aber er bewegte sich ein bisschen, und das beunruhigt mich etwas.“
Vor dem Gefängnis in Draper am südlichen Rand von Utahs Hauptstadt Salt Lake City nahmen Angehörige Gardners an einer Mahnwache teil. „Er hat in der Vergangenheit schlimme Sachen gemacht,“ sagte seine Enkelin Darian Gardner unter Tränen zu CNN. „Aber inzwischen sieht er ein, was er getan hat, und er hat sich in den letzten Jahren verändert. Ich habe ihn in der Zeit besser kennengelernt. Es schmerzt, sich von jemandem verabschieden zu müssen, der wie der beste Freund ist.“
Angehörige des von Gardner getöteten Anwalts hatten sich vergeblich gegen die Exekution ausgesprochen, auch mit der Begründung, das Opfer sei überzeugter Gegner der Todesstrafe gewesen. Die Bürgerrechtsorganisation ACLU erklärte, Gardners Exekution zeige die „barbarische, willkürliche und bankrotte Praxis der Todesstrafe“.
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