: Suche nach Verbündeten für Kölner Moschee
Türkisch-Islamische Union erhält auf Tagung zur Integration Zuspruch für Bau eines Gotteshauses, den Anwohner und eine rechtsradikale Vereinigung bekämpfen. Weihbischof: „Muslime haben das Recht, eine Moschee zu errichten“
KÖLN taz ■ Maria Böhmer findet ein dankbares Publikum. Immer wieder erntet die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung zustimmendes Kopfnicken. „Ich habe den Begriff Leitkultur nie benutzt und werde ihn auch nicht benutzen, weil er missverständlich ist“, sagt die Christdemokratin. Dass die Kanzlerin noch vor der Sommerpause zum „Integrationsgipfel“ einladen werde, kommt im Auditorium ebenso gut an. Auch sonst herrscht Einigkeit auf der Kölner Tagung zum Thema Integration.
Die Türkisch-Islamische Union (Ditib), die den Kongress gemeinsam mit der Katholischen Fachhochschule Nordrhein-Westfalen und dem Erzbistum Köln veranstaltet, kann zufrieden sein. Für sie ist die Konferenz eine Gelegenheit Bündnispartner zu sammeln: Die Ditib konkurriert mit anderen islamischen Organisationen – und sie möchte eine Großmoschee bauen, um die es in Köln schon jetzt Ärger gibt.
Die Moschee soll die Ditib-Zentrale ersetzen, in der auch die Tagung stattfindet. Der unter einem Gebetsraum liegende Konferenzsaal wirkt trostlos. An der Wand hinter dem Podium prangen Fahnen: die deutsche, die europäische, die türkische – und eine mit dem Bild Atatürks. Mit ihren nach eigenen Angaben 870 angeschlossenen Vereinen und 500.000 Mitgliedern ist Ditib die größte islamische Organisation in Deutschland – sowie gleichzeitig eng mit der türkischen Regierung verbunden und damit den laizistischen Grundsätzen der Türkei verpflichtet.
Ridvan Cakir, der Chef des inoffiziellen Auslandsvertretung des türkischen Präsidiums für Religionsangelegenheiten, ist im Hauptberuf Botschaftsrat der Türkei. „Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft“, ruft Cakir auf Türkisch aus. Ein Dolmetscher übersetzt seine Ansprache.
Rund 100 Teilnehmer – unter ihnen auch Nordrhein-Westfalens Integrationsbeauftragter Thomas Kufen (CDU), und die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes (SPD), haben sich zu der Tagung unter dem Titel eingefunden. Sie alle sehen sich dem christlich-muslimischen Dialog verbunden. Die islamistischen Anwandlungen unverdächtige Ditib erscheint dabei als geeignet. Und jeder stimmt dem Kölner Weihbischof Heiner Koch zu, wenn dieser in seinem Grußwort feststellt: „Muslime haben selbstverständlich das Recht, auch in Köln eine Moschee zu errichten.“
Dass sich hier am Tagungsort seit rund 20 Jahren das Bundeszentrum von Ditib befindet, hatte bis vor kurzem selbst kaum einer der umliegenden Anwohner wahrgenommen. Doch das hat sich inzwischen geändert. Seit bekannt ist, dass die Organisation ihre beengten und in schlechtem Zustand befindlichen Räume durch eine repräsentative Großmoschee ersetzen lassen will, regt sich der Volkszorn. Eine obskure „Anwohnerinitiative“ will mit Hilfe der „Bürgerbewegung pro Köln“, einer im Stadtrat vertretenen rechtsradikalen Vereinigung, das „Erneuerungsprojekt“ (Cakir) per Bürgerbegehren stoppen – und schürt antiislamische und fremdenfeindliche Ressentiments. Da kann die Ditib Verbündete gebrauchen.PASCAL BEUCKER