Schülerschnüffeldatei
: Scheinheilige Beschützer

„Hamburg schützt seine Kinder“, überschrieb der Senat seine Pressemitteilung, mit der er im August 2005 als Konsequenz aus Jessicas Tod einen Katalog von Maßnahmen vorstellte. Mit dabei, wenn auch wenig beachtet, war die Einführung einer zentralen Schülerdatei. Wenn man sieht, welchen Einfluss Innensenator und Ausländerbehörde genommen haben, kann man nur von Scheinheiligkeit sprechen.

Kommentarvon KAIJA KUTTER

Die zentrale Schülerdatei schützt Kinder nicht, sie bedroht sie. Sicher ist der Status der Illegalität für aufwachsende Kinder kein guter. Aber sie abzuschieben und aus ihrem gewohnten Umfeld herauszureißen, ist für sie eine Katastrophe. Hier wurde der tragische Tod eines Kindes von der Politik missbraucht, um anderen Kindern nicht etwa zu helfen, sondern zu schaden.

Etwas anderes wäre dies nur, wenn die CDU sich generell zu einer großzügigeren Haltung Kindern gegenüber entschließen und auf deren Abschiebung verzichten würde, soweit das rechtlich möglich ist. Da dies nicht absehbar ist, wird die Schnüffeldatei dazu führen, dass nicht weniger, sondern mehr Kinder der Schule fernbleiben und ein unwürdiges Schattendasein fristen.

Um das zu verhindern, wäre ein anderes Signal der Bildungssenatorin nötig: Dass man nicht jede Grausamkeit begeht, die Dank Computer-Vernetzung technisch möglich ist.