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Archiv-Artikel

Humor ist, wenn die Tragik bleibt

RATGEBER Regina Bibls „Glückstherapie“ kombiniert den Versuch einer humorvollen Lebenshilfe mit Cartoons des taz bremen-Zeichners Til Mette

Manchmal haben es Texte schwer, weil sie neben einem Cartoon von Til Mette stehen

Texte können aus verschiedenen Gründen eine schlechte Figur machen. Sie können formal scheitern, an der Rechtschreibung. Sie können inhaltlich daneben gehen, stilistisch, logisch, alles Mögliche. Manchmal haben es Texte aber auch deswegen schwer, weil sie neben einer Karikatur von Til Mette stehen. Mit Mettes Esprit müssen sie dann mithalten können, und diese Hürde ist hoch.

Wir wissen das, weil Til Mettes Karikaturen regelmäßig auf den Seiten der taz bremen und im Stern erscheinen. Außerdem zeigt die Bremer Villa Ichon derzeit Mette-Arbeiten im Rahmen einer Gruppenausstellung von Bremer Karikaturisten.

In der Edition Temmen ist nun das Buch „Glückstherapie“ erschienen, zu dem Mette die Zeichnungen beigesteuert hat. Das Buch stammt von der Syker Psychotherapeutin Regina Bibl, die auf der Grundlage von 25 Jahren Berufspraxis ein auf Humor zielendes Lebenshilfebuch geschrieben hat. Bibl hat sich fiktive Leserbriefe ausgedacht, wie sie der Lebensberatungskolumnist einer Zeitschrift erhalten könnte. Außerdem hat sie die Antworten dazu formuliert. Und ab und zu eine einschlägige Mette-Karikatur abgedruckt.

Es geht um Fragen wie: „Wir können uns nicht über das Urlaubsziel einigen“ oder „Mein Mann nörgelt ständig an meinem Fahrstil herum“. Auf die unironisch aufgeschriebenen Probleme gibt Bibl ironische Antworten, rät, Konflikte eskalieren zu lassen, sucht die positiven Aspekte des Problems, antwortet pragmatisch, wo es um Romantik geht und umgekehrt. Also: Den Urlaub bleiben lassen und Dokumentationen über potentielle Reiseziele zu Hause gucken. Oder den nörgelnden Mann beim Fahrlehrer-Kurs anmelden.

Mit der Humor-Offensive will Bibl zeigen, wie „Provokative Therapie“ funktioniert, die mit „humorvollen Übersteigerungen ein Problem auf die Spitze treibt – bis hin zur Absurdität – und dem Klienten damit eine heilsame Distanz zu seinem Problem möglich macht“. Soweit die Theorie. Was das Buch in der Praxis bewirkt, ist kaum mehr als ein müdes Lächeln. Alles sehr harmlos, sehr bieder.

Mit den leider nicht sehr zahlreichen Mette-Cartoons können diese Texte nicht mithalten. Denn Mette trifft nicht nur die wunden Punkte, er setzt sie auch so in Szene, dass die Tragik im Absurden erhalten bleibt. Und das gelingt Regina Bibl leider nicht. KLAUS IRLER

Regina Bibl: Glückstherapie. Edition Temmen, 140 S., 9,90 €

Bremer Cartoonisten in der Villa Ichon: Gruppenausstellung mit Miriam Wurster, Bettina Bexte, Mock (Volker Kischkel), Lothar Bührmann und Til Mette, bis 31. 7. 2010