: Prophetie vom Dach - Teil 8
... einem ukrainischen Durchschnittsoligarchen auf Augenhöhe unterhalten kann. Besser als die Bayern geht es nicht, stellt man unisono auf der Dachterrasse fest und öffnet sich ein Bier aus Flensburg. Langweilig. Obwohl alle Welt behauptet, dass sie sich nicht für den zweifachen Quintuple-Sieger interessiert, schaut doch keiner weg, wenn der FC Bayern spielt. Wie gut, dass sich der Guardiola-Sepp auf der Suche nach einer neuen Herausforderung für eine bemannte Marsmission gemeldet hat. 250 Tage dauert die einfache Fahrt dorthin. Zeit genug für Borussia Dortmund, wieder mal Meister zu werden. Friedrich Küppersbusch schaut beim Gedanken daran gen Himmel – versonnen. Und wir anderen auch – versonnen. Es wird wieder Zeit, über Ernstes zu nachzudenken. Darüber etwa, wie lange die Finanzmärkte den ganzen Kram noch aushalten. Aber da, wo man dann doch mal Experten bräuchte, fehlen sie. Der zuständigen Expertin ist es zu kalt auf dem Dach, und also lesen wir weiter Marx, Paschukanis und Wallerstein. Und also müssen wir dann auch schon zum nächsten Großthema hüpfen, das ja dann wohl die NSA wäre. Da aber müsse sich der zuständige Experte auch erst einarbeiten und könne keine klaren Auskünfte über Ausbau oder Abschaffung dieser Behörde geben und will daher also auch nicht zu uns aufs Dach. Was bleibt? Wir lesen weiter Foucault und Orwell, und wenn uns das zu langweilig wird, betrachten wir die Kamera, die auf unserem Dach befestigt wurde, und bilden uns ein, dass unsere hier entstehenden, schwer subversiven Gedanken überwacht werden. All die schlauen Babos, die da unten diese Zeitung machen, sind also gerade schwer beschäftigt, während wir hier oben langsam in Apathie verfallen. Doch wie es sich für ein ordentliches Drama gehört, tritt im vorletzten Akt, bevor wir verglühen, ein weiterer Experte durch die schwere Eisentür. Und siehe da, es ist sogar ein richtiger Experte. Einer, der die deutsche Sprache beherrscht. Und er spricht floskel- und akzentfrei: „Na schau mal einer an, hier oben stecken die Redakteure. Was denn, gibt’s gleich Herzrasen, wenn der Korrektor auftaucht? Recht so. Ob wir wieder was gefunden haben? Ja, was dachtet ihr denn? Dass ein Text mal so durchgeht? Da kennt ihr uns aber schlecht, wir finden immer was, dafür werden wir schließlich bezahlt. Ein bisschen achtsamer aber solltet ihr schon sein, was ihr da so schreibt. Wollt ihr denn 2014 wirklich so weitermachen wie letztes Jahr? Wo ist eigentlich unser türkischer Freund? Erst brüllt er da auf so einer Veranstaltung rum – ich sage jetzt nicht, was er gesagt hat –, und dann gibt’s einen Riesenaufriss. Ja, da konnten wir auch nichts machen, ging nicht über unsern Tisch, da hätte schon jemand anders aufpassen müssen, wir können schließlich nicht überall sein. Es muss sowieso viel mehr aufgepasst werden, aber zum Glück haben ja letztens welche aufgepasst, ging schon wieder um die … nee, sage ich jetzt nicht, jedenfalls konnte da noch das Schlimmste verhindert werden. So wie letzten Sommer ...