„Ich habe neue Kunden gewonnen“

Nach einem Rauchverbot hat Caféchefin Corte Levou Kunden verloren. Für sie ist das Verbot trotzdem ein Gewinn

taz: Frau Corte Levou, seit Anfang des Monats ist das Rauchen in ihrem Eiscafé Tosca verboten. Hätte nicht eine separate Raucherzone gereicht?

Augusta Corte Levou: Schon Anfang letzten Jahres habe ich mein Lokal zweigeteilt: in einen Bereich für Raucher und einen für Nichtraucher. Aber ich habe leider feststellen müssen, dass das keine zufriedenstellende Lösung war. Ich produziere Eis und Kuchen selber, und durch den Qualm hat die Qualität meiner Produkte sehr stark gelitten. Das heißt: Kuchen und Eis haben nach Rauch gerochen und geschmeckt. Selbst mit einer moderneren Dunstabzugshaube wurde das nicht besser.

Wie haben Sie das Verbot denn durchgesetzt? Haben Sie einfach alle Aschenbecher weggeräumt?

Zusammen mit meinen Mitarbeitern habe ich die Kunden seit Anfang Mai langsam auf das kommende Rauchverbot vorbereitet. Einige Raucher haben sofort gesagt, dass sie nicht mehr kommen werden. Aber ich war mir der Folgen bewusst und stehe zu meinem Entschluss. Wenn die Räume für Raucher und Nichtraucher nicht komplett getrennt werden können, kann die deutsche Gastronomie nur gewinnen, wenn sich das Rauchverbot durchsetzt.

Wie haben die anderen Gäste reagiert?

Die Nichtraucher haben natürlich sehr viel positiver reagiert als die Raucher. Manche finden das Verbot sogar so gut, dass sie deswegen Werbung für uns machen. Die toleranten Raucher wollen erstmal abwarten, wie es im Herbst aussieht. Denn noch dürfen sie draußen im Straßencafé rauchen. Aber ein ganz großer Teil hat gesagt: Wir kommen nicht mehr. Und diese 30 Prozent der Raucher sind so konsequent, dass sie nicht mehr auftauchen. Aber ich habe auch neue Kundschaft dazu gewonnen.

Sind inzwischen andere Gastronomen Ihrem Vorbild gefolgt?

Die meisten wissen wohl noch gar nichts von unserem Rauchverbot. Neben einem Restaurant sind wir wohl das einzige Lokal in Essen, das das Rauchverbot so konsequent durchgezogen hat. Ich wünsche mir aber, dass viele mitziehen.

Was würden Sie davon halten, wenn die Landesregierung per Gesetz das Rauchen in Gaststätten verbieten würde?

In Italien habe ich die Situation verfolgt. Dort haben sie im vergangenen Jahr ein Gesetz eingeführt, das das Rauchen in Gaststätten verbietet. Das finde ich vorbildlich. Und: Die Restaurants machen wegen des Verbots keine großen Verluste. Ich würde dafür plädieren, dass auch die deutsche Regierung ein solches Gesetz durchbringt. Den Rauch kann man nicht binden, der Nichtraucher ist immer dazu gezwungen, mitzurauchen. Die USA, Kanada und Italien – viele Länder haben das Rauchen in Restaurants schon verboten. Bisher war Deutschland immer Vorreiter, wenn es um Gesundheit geht. Ich kann nicht verstehen, warum das mit dem Rauchverbot so langsam vorwärts geht.

INTERVIEW: STEPHAN GROßE