der rechte Rand : Volksfest mit der NPD
400 Demonstranten protestierten am vergangenen Sonntag gegen die Aktivitäten der NPD im mecklenburgischen Lübtheen. Doch in der Kleinstadt ist die NPD längst in der „Mitte“ der Gesellschaft verankert. Der Spitzenkandidat der Partei bei der Landtagswahl, Udo Pastörs, kommt aus Lübtheen. Sein Wahlkampfauftakt fand ebenfalls am Sonntag auf dem Kirchplatz statt – mitten im Zentrum, ohne Polizeisperren. Die Besucher genossen Bier und Bratwurst, Kaffee und Kuchen. Für die Kinder gab es eine Hüpfburg, eine Torwand und einem Dosenwurfstand. Blasmusik von „Landsturm“ schallte über den Platz.
Rund zweihundert Besucher nutzten die Gelegenheit, mit den Landtagskandidaten zu reden, die kleine Namensschildchen trugen. In dem kleinen Städtchen mit seinen 5.000 Einwohnern werden die Rechten kaum geschnitten. „Nationale Menschen sind in Lübtheen in der Mitte des Volkes“, sagte NPD-Landeschef Stefan Köster, der im nahen Paetow wohnt.
Eine Entwicklung, die Bürgermeisterin Ute Lindenau (SPD) schon lange beobachtet. „Um so mehr freut mich, dass so viele gekommen sind“, sagte sie zu den Gegendemonstranten, die mit Mülltonnen und Trillerpfeifen keine 300 Meter vom Kirchplatz entfernt Krach schlugen. Mit einem Gottesdienst hatte der Protest begonnen. Pastor Knut Willemer sagte: „Sehen Sie nicht ängstlich zu, nehmen Sie Ihren Mut zusammen.“
Seit einigen Jahren wohnen bekannte Neonazis wie Pastörs und Köster in der Gegend. In Lübtheen führt Pastörs ein Juweliergeschäft, die Straße etwas runter betreibt ein Rechter ein Bistro. Der Skinhead hat auch einen Security-Service, der Schützen- und Dorffeste bewachen soll. „Sie erscheinen freundlich und friedlich“, sagte der Landrat des Kreises Ludwigslust, Rolf Christiansen (SPD), bei der Gegendemonstration. Die Kader brächten sich in den Vereinen und Bürgerinitiativen ein. Mittlerweile bestünden „freundschaftliche Nachbarschaften“.
Bei der NPD auf dem Kirchplatz griff Pastörs gezielt lokale Themen auf. CDU, SPD und PDS würden sich nicht gegen den Braunkohleabbau einsetzen, schimpfte das Gründungsmitglied der „Braunkohle – nein“-Ini. Die Stolpersteine, die gerade erst zum Gedenken an jüdische Opfer gelegt wurden, würden ihn erst dann nicht stören, „wenn Gedenkstätten für die deutschen Opfer“ errichtet würden.
Bei den Landtagswahlen hält der Spitzenkandidat sieben Prozent für möglich, denn: „Je schlechter es dem Lande geht, umso besser geht es uns.“