: Marines unter Mordverdacht
Acht US-Soldaten wegen Mordes an behindertem irakischem Zivilisten in Hamdaniya angeklagt. US-Militär hebt die Altersgrenze für Rekrutierung auf 42 Jahre an
WASHINGTON dpa/rtr ■ Zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen sind US-Soldaten wegen Mordes im Irak angeklagt worden. Sieben Marineinfanteristen und ein Marinesoldat werden beschuldigt, am 26. April in Hamdaniya einen behinderten 54-jährigen Zivilisten erschossen zu haben. Sie hätten sodann vorgetäuscht, es handele sich um einen Rebellen, wie Oberst Stewart Navarre am Mittwoch auf dem kalifornischen Stützpunkt Camp Pendleton mitteilte. Dort sitzen die acht Männer in Untersuchungshaft. Sie könnten im Falle eines Schuldspruchs wegen vorsätzlichen Mordes die Todesstrafe erhalten.
Den acht Soldaten werden neben vorsätzlichem Mord auch Entführung, Verschwörung und falsche Aussagen vorgeworfen. Weil sie einen Verdächtigten nicht gefunden hatten, sollen sie stattdessen ihr Opfer Hashim Ibrahim Awad aus seinem Haus gezerrt, ihn an Händen und Füßen gefesselt und dann getötet haben. Danach legten sie laut Anklageschrift ein gestohlenes Gewehr und eine Schaufel neben die Leiche, um vorzutäuschen, dass der Mann ein Rebell war, der eine Bombe am Straßenrand verstecken wollte. Nach Augenzeugenberichten wurde Awad viermal ins Gesicht geschossen.
Rechtsanwälte und Angehörige von Beschuldigten erklärten, die Soldaten hätten sich nichts zu Schulden kommen lassen. Sie hätten Awad tatsächlich beim Schaufeln am Straßenrand erwischt. Abweichende Äußerungen beteiligter Soldaten während der Vernehmung seien unter Druck erfolgt.
Ebenfalls am Mittwoch wurde ein vierter US-Armeeangehöriger im Zusammenhang mit dem Tod drei irakischer Gefangener im Mai in der Provinz Salaheddin angeklagt. Auch diesen vier Soldaten wird vorsätzlicher Mord angelastet. Sie sollen die Gefangenen vor dem Verbrechen freigelassen haben, um deren Flucht vorzutäuschen. Das Pentagon untersucht zudem einen Vorfall in Haditha, wo im November 24 irakische Männer, Frauen und Kinder ums Leben kamen. Mehrere US-Soldaten stehen im Verdacht, die Menschen kaltblütig erschossen zu haben.
Wegen verfehlter Rekrutierungsziele hat das US-Heer am Mittwoch das maximale Alter für neue Soldaten nochmals erhöht. Nun könne man sich bis zum 42. Lebensjahr freiwillig zum Herr, seiner Reserve und den Heereseinheiten der Nationalgarde melden, teilte das US-Militär mit. Bereits im Januar war das Höchstalter von 35 auf 40 Jahre heraufgesetzt worden.