: „Es sind viel mehr Kollegen betroffen“
Norbert Blix, Betriebsratsvorsitzender der Allianz AG, will Entlassungen abmildern oder gar verhindern
taz: Die Allianz beklagt, dass sie Kunden verloren hat. Wird das besser, wenn man 5.000 Leute entlässt?
Norbert Blix: Mit dem neuen Betriebsmodell will der Vorstand mehr Kundennähe erreichen. Wir können uns schlecht vorstellen, dass da Entlassungen der richtige Weg sind. Es gibt zum Beispiel heftige Einschnitte gerade in den Bereichen, die mit dem Kunden zu tun haben, wie etwa der Vertragsbearbeitung.
Wie geht es jetzt weiter?
Wir drehen an mehreren Stellschrauben. In Kürze beginnen Verhandlungen, damit das Ganze abgemildert oder gar verhindert wird. Es sind ja wesentlich mehr als 5.000 Kolleginnen und Kollegen betroffen – hinzu kommen die ganzen geplanten Verlagerungen wie die Zentralisierung der Telefonie in Leipzig.
Eigentlich haben Sie keine schlechte Verhandlungsposition: Anders als etwa eine Automobilmontage können die Versicherungskunden und damit die Berater nicht ins Ausland verlagert werden.
Sicherlich. Gleichwohl verlegt auch die Allianz Teile ins Ausland wie etwa die Programmierung. Wir sind uns sogar mit dem Vorstand einig, dass die Allianz vor allem in der Sachversicherung etwas tun muss. Aber bei den nun verkündeten Schlussfolgerungen sind wir uns nicht einig.
Haben Sie denn im Aufsichtsrat, dem Sie auch angehören, über die Stellenstreichungen gesprochen?
In der Holding nicht. Mir ist auch aus anderen Aufsichtsräten nichts bekannt.
Manche bei Ver.di fordern ein Kündigungsverbot für Unternehmen, die Gewinne machen.
So pauschal würde ich das als etwas kurz gesprungen ansehen. Das würde im Umkehrschluss ja heißen, sobald ein Unternehmen Verluste macht, darf es gnadenlos rausschmeißen. Man muss sich auch bei der Allianz ansehen, woher die Gewinne kommen: aus Kapitalanlagen oder dem tatsächlichen Versicherungsgeschäft. Wenn Sie nur die Beiträge erhöhen, aber keine Kunden gewinnen, werden Sie ein Problem kriegen auf längere Sicht.
Wo liegen solche Probleme?
Das werden wir in den kommenden Verhandlungen genau prüfen. Da müssen wir auch vom Gegner lernen. Deshalb haben wir zwei Unternehmensberatungsfirmen eingeschaltet, die uns bei der Analyse der Daten und der Erarbeitung von Gegenkonzepten unterstützen.
INTERVIEW: REINER METZGER