Zwangsprostitution
: Freier sensibel, Politiker nicht

Die Männer-Massen, die sich zur WM in Deutschland tummeln, haben nicht dazu geführt, dass Tausende von Zwangsprostituierte hierher verschleppt wurden. Zumindest deutet bisher nichts darauf hin. Anderslautende Warnungen haben sich offensichtlich als falsch entpuppt. Zum Glück.

Kommentarvon ARMIN SIMON

Dies ändert nichts daran, dass, auch ohne WM, Frauen nach Deutschland verschleppt und zur Prostitution gezwungen werden. Allein in Bremen nahm die Polizei 2005 zehn des Menschenhandels verdächtige Männer fest. Wie viele Frauen sie in ihrer Gewalt hatten, ist unbekannt.

Es ist gut, nun insbesondere auch Freier für das Verbrechen Zwangsprostitution zu sensibilisieren. Für eine Verurteilung der verbrecherischen Menschenhändler aber bedarf es vor allem eines: Zeuginnen. Und um deren Schutz und Beratung sieht es immer noch schlecht aus. Zwangsprostituierte, die etwa bei einer Razzia aufgegriffen werden, erhalten vom Staat weder Sozialhilfe noch medizinische, psychologische oder juristische Betreuung. Und selbst wenn sie bereit sind, als Zeuginnen auszusagen, ist ihr Aufenthaltsrecht auf die Dauer des Prozesses beschränkt. Anschließend droht ihnen die Abschiebung – ungeachtet der möglichen Bedrohung in ihrer Heimat. Dies alles ließe sich leicht verbessern. Nur sind Politiker dafür kaum sensibilisiert.